Wohnwelten: Muss jeder Raum viereckig sein?

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„praestare“ führt vor, wie Freiheit und Freiraum, Sinnlichkeit und Komfort eine Wohnwelt zum Ereignis machen. Auch, weil sie das Denken in Schubladen und vier Ecken vermeidet. Firmenchef Matthias Hommel, seine Frau Pia und seine Tochter, die Innenarchitektin Daniela Hommel, führen den neuen Showroom vor.

Wer eine voluminöse halbrunde Massivholzbank oder einen sechs Meter langen robusten Holztisch sucht, wird nicht das vogtländische Reichenbach als erste Adresse für solche Wünsche jenseits handelsüblicher Angebote sehen. Wer allerdings die Hommel Küchen- und Möbelmanufaktur kennt, schon. Der weiß, dass er in der kleinen Stadt inmitten harmloser Berge genau richtig ist mit seinem Begehren, den Unterschied zwischen Beliebigkeit und Extravaganz erfahren zu dürfen.

Matthias Hommel, gelernter Elektriker mit Meister- und mit Betriebswirtabschluss, etablierte bei Siemens den Vertrieb von Hausgeräten im Osten mit, bevor er sich nach ein paar Jahren eine eigene Firma zutraute. Die von ihrer Dependance überm Getränkemarkt in Reichenbach aus Leuten in der näheren und schnell auch ferneren Umgebung Küchen in die Wohnungen stellte, die sie anderswo niemals bekommen hätten, weil es anderswo keine solche Einzellösungstüftler-Werkstatt gab.

Vor 14 Jahren dann baute Matthias Hommel in grüner Reichenbacher Randlage ein neues Firmengebäude, Küchenstudio mit Werkstattgebäude vis à vis. Vier Jahre später muss noch einmal erweitert werden. Als 2009 Tochter Daniela nach ihrem Studium in der elterlichen Firma einsteigt – „Mich musste keiner überreden!“ –, bringt sie neben ihrer jugendlichen Energie und charmanten Selbstsicherheit gut gelernte Lektionen Innenarchitektur ins Geschehen. Das hat längst den klassischen Küchenbereich verlassen und ist in alle anderen Wohnräume vorgedrungen.


Beispiel 1: Eine Kundin wünschte sich unterm Dach mit gleich zwei Schrägen eine Ankleide. Da wurden so lange Winkel und Nischen ausgereizt, bis Röcke und Hosen knitterfrei auf dem Bügel hingen. Beispiel 2: Eine sechsköpfige Familie wollte lieber am großen Küchenblock frühstücken als am benachbarten Esstisch. Also dachte man sich bei Hommel Küchen- und Möbelmanufaktur ein langes Brett aus, an dem sich wunderbar sitzen lässt. Höchste Schwierigkeitsklasse, was bedeutet, gelegentlich das Unmögliche möglich machen, aber das Liebste, was Matthias Hommel und Co. passieren kann: „Für ungewöhnliche Ideen braucht es die Komplizenschaft mit dem Kunden. Mindestens zwei Leute müssen an etwas glauben.“ Serie, Mainstream sind den Hommels verdächtige Begriffe.

„Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.“ Womit wir bei „praestare“ sind, dem jüngsten Coup. Firmenname, Showroom, Marke, Motto in einem. „Unsere Pioniertat“, sagt Firmenchef Matthias Hommel. Die Pioniertat öffnet sich mit einem Fingertouch. Wie auch sonst, wer will denn in der Zukunft noch nach dem Schlüsselbund in der Tasche kramen? Der Raum hinter der Tür ist – ein Dreieck. Aha. Mal wieder der Beweis, dass Innenarchitekten eine nicht ganz ungefährliche Berufsgruppe sind.

„Wer sagt, dass Räume immer viereckig sein müssen?“ Daniela Hommel versteht unter Lebensfreiräumen – genau die sind das Thema von „praestare“ – das Gegenteil von starren Konzepten und Diktatur des rechten Winkels. „Schaun Sie sich in der Natur um, wie viel Formen und Perspektiven die parat hält.“ Jetzt schauen wir uns aber erst mal das Dreieck an: Um einen bumerangförmigen Mittelblock, nennen wir ihn die technische Kernzone, verteilen sich diverse Wohnbereiche.


Entlang der Glasfassade, die den langen Dreieckschenkel bildet, die Sofagruppe, ein paar Schritte weiter, zwischen der Küchenzeile und den Panoramafenstern, der Esstisch. Der Arbeitsplatz, etwa an der Spitze des Dreiecks, bildet zugleich die Schleuse zwischen halb öffentlichem Wohn- und den von außen nicht einsehbaren Privatzonen an der Rückseite des Blocks: Schlafbereich, Bad, Sauna, Ankleide. Keine trennenden Wände, keine abschottenden Türen. Stattdessen ungestörter Fluss von einem Bereich in den anderen, sanfte Perspektivwechsel. Räume können Menschen überrumpeln – hier lässt man das gern mit sich geschehen.

Ziel erreicht? „Das ,praestare‘ ist keine hedonistische Inszenierung des Andersseins“, wehrt Daniela Hommel voreilige Etikette ab. Dieser Showroom mit Echtheitswohnwert ist eine intelligente, ambitionierte Suche nach dem wohnlichen ICH, nach der stillen Zufluchtsstätte in unserer kreischigen Welt, nach einem sinnstiftenden Ort der Freiheitsliebe. „Der Dreieckgrundriss ist gar nicht so super bedeutungsvoll, er hat sich als Alternative zur Kleinkojenarchitektur irgendwie ergeben.“

Der Grundriss der anderen Art erklärt allein noch nicht diesen anderen Ort. Den bestimmen genauso Licht, Technik, Möbel, Funktionen, Haptik, Akustik. Wie in einem Orchester: Jeder füllt seinen Part aus, aber kein Wohlklang ohne den anderen. Ein paar Beispiele: Die Lichtvoute an der Decke, die warmes, indirektes Licht aussendet, zeichnet sanft die Gestalt des Raums nach. Die Hi-Fi-Technik hätte auch allein keine Mühe im Raum, aber dank einer Akustikdecke, die Schall und Hall in Balance bringt und Lautsprecher unsichtbar verbirgt, füllt sie ihn mit Konzerthaus verdächtigen Tönen.


Der zwei Zentimeter dicke, weiß geölte Eichenfußboden (Daniela Hommel: „Mit solchem Fußboden stirbt man!“) ist nicht schwimmend verlegt, sondern vollflächig verklebt – so klackert er nicht. Von der Beleuchtung bis zur Multimediaanlage ist alles kompatibel vernetzt, trotzdem – Frauen dieser Welt freut euch! – gibt es nur eine (!) Fernbedienung. So man nicht das iPhone oder das Display im Eingangsbereich benutzt.

Die Arbeitsplatte der Küchenzeile aus warm gewalztem Edelstahl fühlt sich, so ist’s gewollt, wie Furnier an und eben nicht wie eine glatt-kalte Gas-tronomieplatte. Modernste Auszugstechnik in den Schränken ist nicht zu sehen, macht aber jede Bewegung fast von allein mit. Diese Beweisliste technisch anspruchsvoller und ästhetisch bezwingender Finessen ließe sich beliebig fortschreiben.

„praestare“ ist eine Vielleicht-Zone. Vielleicht die Art zu wohnen, die längst fällig ist, vielleicht etwas für individualistische Loft-Bewohner, vielleicht ein Da-scheiden-sich-die-Geister-Entwurf. Matthias Hommel: „Wir wollen nicht den Durchschnittsgeschmack treffen.“ Freiheit des Raums trifft auf freie Wahl, ergänzt die Raumversteher-Tochter. „Jeder, der sich auf Entdeckungsreise begibt, soll allein für sich entscheiden dürfen: Möchte ich das so haben? Macht es mir Freude? Wir zwingen keinem auf, wie er zu wohnen hat. Wir helfen nur dabei, auf Dauer schöner und komfortabler zu wohnen.“

Zu einem Haus gehören die Abende, an denen man auf dem Sofa lümmelt und Muster in die Luft starrt. Zu einem Haus gehören die Freunde, die unvermutet mit einer Flasche Wein und fröhlichem Überraschungsgelächter vor der Tür stehen. Zu einem Haus gehört der Herd, an dem man sich wie Lafer verausgabt, obwohl man weiß, dass es nur halb so gut schmeckt. „praestare“ ist der richtige Ort für solche Sehnsüchte.

www.praestare.eu

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