Gut geplant ist halb gewonnen – im ersten Teil unserer Serie über eine vorausschauende Stromplanung beleuchten wir die Bereiche Wohnen und Arbeit.
Es ist ärgerlich, wenn Planungsfehler im neuen Haus erst nach dem Einzug sichtbar werden. Beispielsweise dann, wenn der Fernsehanschluss an der falschen Stelle angebracht ist, die Sicherung den Stromkreis abschaltet, weil zu viele Geräte an einem Stromkreis angeschlossen sind oder die Telefondose im Arbeitszimmer schlichtweg vergessen wurde. Fehlplanungen im nachhinein zu beheben ist aufwendig, ärgerlich und teuer.
Der Irrglaube, dass Verkabelung sowie Ein- und Auslässe wunschgemäß mitgeliefert werden, ist leider weit verbreitet. Deshalb empfehlen wir: Nehmen Sie den Grundriss Ihres künftigen Hauses in die Hand und skizzieren Sie Ihre angestrebte Nutzung. Jeder Schrank, Schreibtisch, Esstisch sowie jedes Bett, dessen Platz feststeht, bildet eine gute Grundlage für:
• die Anzahl der Stromkreise
• die Anzahl der Steckdosen
• die Anzahl der Leuchtenanschlüsse (Decke, Wand)
• die Anzahl der TV- und Kommunikationsanschlüsse
• weitere Komfort- und Sicherheitsfunktionen wie Haussteuerung, Alarmanlagen etc.
Die Ausstattungsvarianten
Für die gesetzliche Mindestausstattung eines Gebäudes existiert eine Norm: die DIN 18015-2. Sie garantiert das Nötigste, bietet aber wenig Komfort. Empfehlenswert ist es, Ihr Haus entweder nach der hochwertigeren Standardausstattung oder sogar der Komfortausstattung, gemäß der Richtlinie RAL-RG 678 zu planen. Die drei Ausstattungsstufen unterscheiden sich in der Anzahl der Steckdosen, Beleuchtungs- und Kommunikationsanschlüsse sowie der Anzahl der Beleuchtungs- und Steckdosenstromkreise.
Grundsätzlich empfiehlt es sich, mit dem Bauträger die Elektro-Ausstattung schriftlich nach einem der drei Standards zu fixieren. Als Grundkalkulation sollte man, je nach Anspruch, zwischen drei und fünf Prozent der Baukosten einplanen. (Zusätzliche Ausstattungsvarianten für Bus-Systeme zur Komfort- und Haussteuerung sind hier nicht berücksichtigt.) Die Unterschiede im Detail finden Sie in der nebenstehenden Tabelle.
Wohnzimmer trifft Home Office
Grundsätzlich gilt – je mehr Variationsmöglichkeiten ein Raum hat, desto umfangreicher und variabler sollte auch die Elektroplanung ausfallen. Existieren beispielsweise offene Bereiche wie Leseecken oder werden partiell abtrennbare Räume eingeplant, die entweder zum Wohnzimmer gehören, aber auch als Gäste- beziehungsweise als Arbeitsraum genutzt werden können, ist es vorteilhaft, zusätzliche Netzwerk-, Telefon- sowie Multimediadosen einzuplanen. Gerade im Wohnzimmer oder im Home Office sollte man sie vorausschauend in mindestens doppelter Ausführung installieren – am besten an den jeweils gegenüberliegenden Wänden –, da sich Sitz-, Arbeits- und Fernsehplätze ändern können.
Gut vorbereitet auf Multimedia
Kabel oder Satellit? Planen sie am besten für beides Anschlüsse ein. Auch wenn der Fernseh-Empfang vorläufig nur über Satellit erfolgen soll, sollten Sie Anschlüsse für die vorgehaltenen Multi-Media-Leitungen in jedem Zimmer installieren lassen. Grund: Schon heute sind sehr günstige Fernseh-, Telefon- und Internetpakete von diversen Kabelanbietern im Markt.
Bei einer Nachrüstung müssten Kabel vom Keller oder Technikraum in fast jedes Zimmer gelegt werden – das ist aufwendig und teuer. Tipp für Satellitennutzung: Planen Sie im Wohnzimmer zwei Antennenkabel pro Dose ein, da heutige Receiver mit Aufnahmefunktion idealerweise über einen Twin-Tuner verfügen. Diesen benötigt man für Aufnahmen eines Senders bei gleichzeitiger Nutzung eines anderen Senders. Netzwerk- oder Cat-Kabel bleiben auch in Zukunft der weltweit verbreitete Standard der Datenübertragung. Cat-Kabel können als Telefon-, Fax-, Internet- sowie Haussteuerungskabel genutzt werden. Lassen sie diese möglichst in jedem Raum verlegen, idealerweise zweifach. Vorteil: kabelgebundenes Internet kommt mit der maximalen Geschwindigkeit auch im entferntesten Raum an, während Wlan-Router baubedingt immer an Tempo einbüßen und ihre Reichweiten begrenzt sind.
Es werde Licht
Die Zeiten der Vorherrschaft einer zentralen Deckenleuchte sind längst vorbei. Heute wird zusätzlich indirekt beleuchtet – besonders flexibel sind dimmbare LEDs in Nischen oder versteckt hinter Deckenkonstruktionen. Dabei ist zu beachten, dass LED-Lichtbänder 12 Volt oder 24 Volt benötigen und damit ein Trafo sowie ein Niedervolt-Kabel unsichtbar im Raum verlegt werden müssen. Versuchen Sie, möglichst alle Lichtquellen im Raum dimmbar anzusteuern. Dazu sollten Sie immer zwei Netzwerkkabel pro Dose verlegen lasen. So können sie optional ein Telefon, Fax oder ein zweites internetfähiges Gerät anschließen, ohne sich vorher entscheiden zu müssen, was wohin kommt.
Leerrohre sind für variable Installationen wie Antennen, Netzwerk und Multimedia-Anschlüsse empfehlenswert, aber nicht zwingend notwendig. Für Freunde mehrkanaliger Soundsysteme spielen sie aber schon eine Rolle: Lautsprecherkabel in Leerrohren verlegt oder direkt in der Wand sind die schönste Lösung – auch wenn es inzwischen kabellose Sound-Systeme gibt, brauchen diese einen Stromanschluss, was den Vorteil wiederum relativiert.
Extra Stromkreise einplanen
Denken Sie auch an die Arbeitsräume, die der Hausarbeit vorbehalten sind: stehen dort stromhungrige Geräte wie Waschmaschine, Trockner oder Bügelstationen, braucht jedes Gerät einen extra Stromkreis. Hier sollte die Anzahl der Steckdosen generell deutlich höher liegen als im Wohnbereich. Ist eine Arbeitsplatte vorgesehen, müssen Steckdosen darüber angebracht werden und mindestens als Doppelsteckdose ausgeführt sein. Denken sie auch an eine optimale Lichtplanung für diesen Bereich.
Zugegeben, es ist schwierig, bei der Bemusterung eines noch nicht gebauten Hauses bereits an die nächsten Eigentümer zu denken. Aber das sollten Sie: Egal, ob es nun die eigenen Kinder sind oder das Haus irgendwann verkauft wird – je mehr Steckdosen, Schalter, Netzwerkdosen, Fernsehanschlüsse oder Steuerungssysteme vorhanden sind, desto flexibler ist die Nutzungsmöglichkeit in Zukunft und dementsprechend wertiger ist das ganze Haus. •••