Parkett, Dielen, Laminat, Fliesen, Kork, Linoleum, Vinyl oder Teppichboden – die Materialvielfalt bei Bodenbelägen ist groß. Viele „können“ fast alles, aber alle haben auch ihre eigenen Stärken. Hier unsere kleine Kaufberatung.
Dielen – Die Großzügigen
Dielenboden besteht aus massiven, mindestens 2 Zentimeter dicken und 9 bis 18 Zentimeter breiten Nut-und-Feder-Hobelbrettern. Dieses große Format gibt’s übrigens auch als Mehrschichtenparkett, das dann als Landhausdielen gehandelt wird. Massivdielen sind meist aus heimischem Nadelholz, dessen Feuchtewert 10 Prozent nicht übersteigen sollte, da sonst Risse in den Dielen und Fugen dazwischen entstehen. Dielen sind robust und häufig abschleifbar. Dank ihres Formats lassen sie kleinere Räume größer wirken. Schmale Dielen verziehen sich weniger stark. Geölt sind sie besonders fußwarm. Mit dieser Oberflächenbehandlung lässt sich der Boden auch teilrenovieren, während ein lackierter Holzboden stets komplett abgeschliffen werden muss. Nachteil ist ihre Aufbauhöhe. Für die Fußbodenheizung greift man besser zur Landhausdiele, und fürs Bad sind sie völlig ungeeignet.
Parkett – Das Edle
Parkett hat es bis in die Küche und (bedingt!) ins Bad geschafft. Mit FSC- oder PEFC-Siegel stammt das Holz dieses Naturbodens aus garantiert nachhaltiger Forstwirtschaft. Parkett ist pflegeleicht und steigert den Immobilienwert. Meist wird es mit Lack versiegelt, was seine Oberfläche dennoch völlig natürlich aussehen lässt. Aber auch Öl- oder Wachsoberflächen haben Vorteile. Unterschieden werden Einschicht- und Mehrschichtenparkett. Das klassische Einschichtparkett ist das Stabparkett aus massiven Stäben oder Riemen. Sie werden mittels Nut und Feder zusammengefügt und auf den Unterboden geklebt oder genagelt. Erst danach erfolgen Schliff und Oberflächenbehandlung. Mehrschichtparkett besteht aus der massiven Nutz- oder Laufschicht und einer oder zwei Sperrholz- oder Holzwerkstoff-Trägerschichten. Es heißt auch Fertigparkett, weil die Nutzschicht fertig oberflächenbehandelt ist. Entscheidend ist deren Stärke von mindestens 2,5 Millimetern. Je dicker die Nutzschicht, desto häufiger lässt sich der Boden schleifen. Vorteile der Mehrschichtigkeit: Die Elemente verziehen sich nicht so schnell. Dreischichtiges Fertigparkett lässt sich auch schwimmend auf einer schalldämpfenden Unterlage, also ohne feste Verbindung zum Unterboden und mit Klickverbindung sogar leimlos verlegen. Nachteil: der hohl klingende Trittschall im Raum.
Laminat – Das Vielgesichtige
Laminatboden besteht zwar fast ganz aus Holz, manches sogar aus zertifiziertem, ausgerechnet sein Aussehen allerdings hat nichts damit zu tun. Das kommt nämlich mit einer bedruckten Papierschicht aufs Trägermaterial MDF oder wird manchmal auch im digitalen Direktdruckverfahren mit einer Melaminharzschicht versiegelt. Die Schichten werden unter hohen Temperaturen verpresst. Teurere und hochwertige Laminate werden zusätzlich noch mit Strukturen und Poren versehen, um die Illusion von Holz oder Stein zu perfektionieren.
Laminat ist vielfach der Einsteigerboden, weil oft billig und dennoch ansehnlich. Es ist ein pflegeleichter, sehr strapazierfähiger, fußbodenheizunggeeigneter Bodenbelag, allerdings wasserempfindlich. Kratzer können hässliche weiße Stellen hinterlassen, wenn die Papierschicht verletzt wird. Es ist mit seinen Stärken von nur 6 bis 12 Millimetern und seinen Klickverbindungen leicht schwimmend zu verlegen. Mit der Darstellung eigentlich „unmöglicher“, aber optisch spannender Bodenbeläge wie roher Beton oder verrosteter Stahl, spielt Laminat sein verblüffendes Täuschungspotenzial besonders interessant aus. Und mit Fantasiedekoren oder Unifarben legt es uns seine positiven Eigenschaften in riesigem Variantenreichtum zu Füßen.
Fliesen – Die Wasserfesten
Bodenfliesen bestehen meist aus extrarobustem, säure- und laugenbeständigen (Fein-)Steinzeug. Sie „können“ dank moderner Fertigungstechniken auf dem Boden so ziemlich alles: vom grafischen Muster über die Naturstein- bis zur perfekt imitierten Holzoberfläche. Das hat ihnen ermöglicht, sich aus ihrer angestammten Heimat, dem Bad, ins ganze Haus auszubreiten. Und umgekehrt den Holzboden-Look bis in die Dusche zu bringen. Dort gilt übrigens: Je größer die Fliese und je unauffälliger die Fugenfarbe, desto größer wirkt der kleine Raum. Fliesen sind bevorzugter Partner der Fußbodenheizung, denn sie übertragen ihre Wärme bestens. Dazu sind sie äußerst pflegeleicht.
Ideal sind sie daher natürlich im Flur, praktisch in allen Räumen mit Zugang ins Freie. Da sie Holz so perfekt abbilden können, hat sie die Hausdesignerin Jette Joop sogar bis in die eleganten Wohnräume der von ihr entworfenen Musterhäuser verlegen lassen. Im Trend liegen bei den Stein- oder den abstrakten Dekoren Plattengrößen von 30 mal 60 Zentimeter und größer. Vorteil gegenüber Naturstein: Die Platten sind so präzise gefertigt, dass selbst Fugenmaße von nur 2 Millimetern möglich sind.
Kork – Der Elastische
Kork ist ein natürlicher Rohstoff. Er wird – meist in Portugal – aus der Rinde der Korkeiche gewonnen und ist elastisch, isolierend, tritt- und schalldämpfend und wasserfest – drei Eigenschaften, die sich auch auf dem Fußboden gut machen, besonders wenn man gern barfuß läuft. Klassischerweise wird es in Form massiver Fliesen der Stärken 4 bis 6 Millimeter mit dem Untergrund verklebt und dann oberflächenbehandelt. Bei nur gewachstem oder geöltem Kork bilden sich bei starker Beanspruchung unansehnliche Laufstraßen. Massiver Korkboden ist jedoch abschleifbar und lässt sich neu versiegeln. Korkboden wird auch als Fertigparkett angeboten. Dann ist die Oberfläche auf hölzernem Trägermaterial fix und fertig versiegelt. Dabei sollten keine lösungsmittelhaltigen Lacke verwendet worden sein, die zu schädlichen Ausdünstungen führen können. Die Elemente haben entweder Klickverbindungen oder werden an Nut und Feder verleimt. Und wie Laminat oder Fliesen können sie dank Digitaldruck praktisch jede Materialoberfläche darstellen. Nachteile: Kork ist kaum für Fußbodenheizung geeignet und bleicht in der Sonne.
Vinyl – Das Pflegeleichte
Um keinen anderen Bodenbelag gab’s in der Vergangenheit mehr Wirbel. Der Grund: PVC (das ist die Kurzform für Polyvinylchlorid, aus dem dieser Boden hergestellt wird) wird erst durch gesundheitsschädliche Phthalate elastisch und damit als Bodenbelag brauchbar. Vielen gilt er daher noch heute als No-go-Belag. Aber der Fortschritt ist offenbar auch an der Industrie nicht vorbeigegangen: Zumindest die bekannten Markenhersteller werben damit, krankmachende Weichmacher ersetzt zu haben, oder berufen sich auf gute Prüfergebnisse bei Emissionsmessungen. Und die praktischen Vorteile vom günstigen Preis über Wasserfestigkeit und schiere Unverwüstbarkeit bis zur Vielfalt an Dessins sind sattsam bekannt. Vinylboden wird längst nicht mehr nur als ein- oder mehrschichtige Bahnenware angeboten, sondern auch als Planken und Fertigparkett, als Vollmaterial oder mit einer Trägerschicht aus Holzmaterial. Er kann weich sein oder hart. Wie Laminat-, Fliesen und Korkböden ist auch Vinyl mittlerweile ein wahres Chamäleon und imitiert viele Oberflächen wie Holz, Stein oder Metall.
Linoleum – Das Natürliche
Linoleum ist ein nachhaltiges, umweltfreundliches Naturmaterial aus Leinöl (dem es seinen Namen verdankt), Holz- oder Korkmehl, gemahlenem Kalkstein, Naturharzen und Farbpigmenten, das als Bodenbelag die gleichen Vorteile hat wie Vinyl. Es ist strapazierfähig, pflegeleicht, fußwarm, langlebig und gut für Fußbodenheizung, allerdings nicht für Nassräume geeignet. Kannte man es aus der Vergangenheit nur in bieder-bräunlichen Marmorierungen, erlebte es gerade im Zuge steigenden Umweltbewusstseins und durch frische neue Dessins und leuchtende Farben ein Comeback. Als aufwendig gefertigtes Naturprodukt ist es allerdings etwas teurer als Vinyl. Verkauft wird es als 2 bis 4 Millimeter dicke Bahnenware; dann muss es vom Fachmann vollflächig verklebt und verfugt werden. Als Fertigparkett ist es auf Holzträgermaterial mit Nut-und-Feder- oder Klickverbindung aufgebracht und lässt sich von jedermann auch schwimmend verlegen.
Teppichboden – Der Behagliche
Teppichboden ist das Kissen für die Füße und im Schlafzimmer King. Er beeinflusst einen Raum nicht nur optisch, sondern dämpft ihn auch akustisch. Je länger sein Flor, desto eingeschränkter ist sein Einsatzbereich, zum Beispiel auf Treppen. Der Flor kann aus Kunst- oder aus Naturfasern wie Polyester oder Wolle bestehen. Er kann mit einem Trägermaterial aus Schaumstoff oder natürlichem Trägermaterial verarbeitet sein. Teppichboden ohne Flor ist gewebt und besteht aus Naturmaterialien wie Sisal, Kokos oder Papier. Häufig wird ein solcher Boden auf Latex fixiert. Zu haben sind Rollenware bis zum 5 Metern Breite oder Fliesen. Bahnen werden meist vollflächig, teilweise oder an den Rändern und in unterschiedlichen Haftgraden, also auch wieder ablösbar verklebt. Fliesen lassen sich auch ohne Kleben verlegen, haben weniger Verschnitt und Fleckenstellen lassen sich austauschen. Teppichpflege und -erhaltung sind relativ aufwendig. Häufiges Saugen ist unabdingbar, Flüssigkeiten wie Rotwein müssen sofort entfernt werden und die gelegentliche Grundreinigung durch einen Fachbetrieb ist ebenfalls anzuraten.
Lesen Sie den ausführlichen Bericht ab Seite 28 in der Ausgabe Juli/August 2015 mein schönes zuhause°°°