Vorausschauend ein barrierefreies Haus bauen
Wer hat es nicht gerne komfortabel in seinen eigenen vier Wänden? Auch später einmal. Alles, was uns das tägliche Leben heute bequem gestaltet, ist in den meisten Fällen auch für die Zeit geeignet, in der man vielleicht nicht mehr ganz so geschmeidig ist. Schon heute lässt sich bei der Planung für ein barrierefreies Haus mit wenig Aufwand die Zukunft mit einbeziehen, denn eines ist sicher: Jünger werden wir alle nicht.
Breite Türen, keine Schwellen
Breitere Türen machen nicht nur den Durchgang mit voll beladenen Einkaufstaschen oder Essenstabletts bequemer; auch für alle, die irgendwann einmal auf eine Gehhilfe angewiesen sein sollten, sind sie nahezu unverzichtbar. Zudem wirken höhere Türen (bei Deckenhöhen von über 2,50 Meter unbedingt empfehlenswert!), deutlich harmonischer, wenn sie etwas breiter ausfallen.
Gleichfalls nicht zu unterschätzen ist der Verzicht auf Bodenschwellen bei Terassentüren – das hilft übrigens auch schon jungen Familien: So minimiert man Stolperfallen für die jüngsten Bewohner und erleichtert die Bedienbarkeit, etwa durch leichtgängige Schiebetüren. Auch bei der Haustür kann schon in der Bauplanung auf überflüssige Stufen vor dem Eingang verzichtet werden, um so das Betreten zu erleichtern.
Viele kleine Maßnahmen für ein barrierefreies Haus
Aber es gibt natürlich noch viel mehr und nicht so offensichtliche Maßnahmen wie den schwellenlosen Einstieg in die eigenen vier Wände, um ein Haus schon heute barrierefrei oder wenigstens barrierearm zu gestalten (Siehe hierzu auch die Begriffsklärung weiter unten).
Stichwort Treppe: Hier sollte man aus verschiedensten Erwägungen eher großzügig denken. Zum einen könnte der Aufgang zu gegebener Zeit sehr viel einfacher mit einem Treppenlift ausgestattet werden. Andererseits lassen sich breitere Stufen für alle Altersklassen bequemer begehen. Sind die Stufen zusätzlich auch noch beleuchtet (beispielsweise durch eine Lichtleiste im nach unten geöffneten Handlauf), ist – unabhängig von anderen Lichtquellen – sowohl der Auf- als auch der Abstieg deutlich sicherer. Auch hier profitieren alle, besonders aber kleinere Kinder.
Ein Fahrstuhl? Warum nicht!
Apropos Handlauf: Natürlich sind zwei davon ungleich sicherer als nur einer, denn wo man sich zusätzlich festhalten kann, minimiert sich die Sturzgefahr.
Wer den nötigen Platz (und natürlich auch die nötigen finanziellen Ressourcen) hat, könnte zumindest über die Vorbereitung eines Fahrstuhlschachts nachdenken. Was heute noch abwegig klingt, kann sich in der Zukunft vielleicht als der entscheidende Faktor erweisen, um bei mehrgeschossigen Häusern auch im hohen Alter beide Geschosse nutzen zu können.
Breite Duschen bieten Komfort
Vorausschauende Maßnahmen sind auch bei der Gestaltung der Badezimmer sinnvoll. Ein breiterer Einstieg in eine größere, bodengleiche Dusche ist vermutlich die einfachste Idee, die sich umsetzen lässt: Statt der 90 mal 90 Zentimeter großen Duschtasse wären mindestens 120 mal 120 angemessen. Ob man auch gleich noch eine Sitzgelegenheit mit einplant, die für eine ausgiebige Körperpflege durchaus sinnvoll sein kann, ist Geschmackssache. Ein klappbarer Sitz hingegen lässt sich auch später noch problemlos nachrüsten.
Weitere Features, die zu einer vorausschauenden Ausstattung eines Hauses gehören sollten: Rauchmelder, die sich bei Fehlalarm per Funk bequem ausschalten lassen (spart mühsames Erklimmen mit einer Leiter), elektrische Schiebetüren oder zumindest elektronische Türöffner.
Altersgerecht bauen
Ziemlich clever sind Lichtschalter außen vor den Räumen, die einem mühseliges Herumtasten im Dunkeln ersparen. Gleichfalls simpel, aber wirkungsvoll sind elektrisch bedienbare Rollläden und Dachfenster. So kann man ohne großen Aufwand die Beschattung und Belüftung zentral steuern.
Ultimativ vorausschauend bei der Planung des Hauses fürs Wohnen im Alter ist die Einliegerwohnung. Was sich heute vermieten lässt, kann später einer Pflegekraft als Wohnung dienen. Und gefördert wird diese separate Wohneinheit auch noch.
Alle hier genannten Punkte sind mitnichten nur für die Zeit geeignet, in denen man sich altersbedingt nur noch eingeschränkt durch sein Haus bewegen kann. Alle Tipps fürs barrierefreie Bauen dienen der Sicherheit und dem Wohnkomfort – für heute, morgen und übermorgen.
BEGRIFFSKLÄRUNG: EINE DIN-NORM MACHT DEN UNTERSCHIED
Ein Haus, das als barrierearm gilt, ist deshalb noch lange nicht barrierefrei – aber was hat es mit behindertengerecht auf sich?
Barrierearm bauen
Dafür gibt es keine rechtsverbindliche Definition (wie bei barrierefrei), es können hier ersatzweise auch die Begriffe „schwellenarm“ oder „barrierereduziert“ verwendet werden. Als barrierearm gelten stufenlose Zugänge oder bodengleiche Duschen.
Barrierefrei planen & bauen
Die Kriterien für ein barrierefreies Haus sind gemäß der DIN-Norm 18040-2 geregelt: Dazu gehören unter anderem ausreichend große Bewegungsflächen in den Räumen, im Korridor oder der Terrasse. Die Ausmaße dieser Flächen müssten mindestens 120 mal 120 Zentimeter betragen, damit sich ein Rollstuhlfahrer frei bewegen kann. Bodenbeläge müssen fest verlegt und alle Fenster und Türen leicht zu öffnen und zu schließen sein.
Behindertengerecht bauen
Der Duden sagt: „Den Bedürfnissen, Ansprüchen behinderter Menschen genügend“, wie genau das auszusehen hat, ist eine Mischung aus barrierearm und -frei.
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