Schön, hier zu wohnen
„Wäre das schön, hier zu wohnen!“ seufzte Martina Garatwa-Weimer stets, wenn sie den Blick über die Wälder und den Baggersee zur Burg Hohenneuffen schweifen ließ. Glückliche Kindertage hatte sie dort auf dem Gartengrundstück ihrer Großeltern verlebt. Ihr Mann war skeptisch und schritt die Parzelle ab: „10 Meter breit, das kannst du vergessen“, lautete sein knapper Kommentar.
Das tat sie jedoch nicht, und als sie in einem Magazin auf einen Artikel über ein Haus auf noch schmalerem Grundstück stieß, fing sie Feuer. Und wurde bei dem betreffenden Haushersteller vorstellig. Dessen Architektin Karen Preuß errechnete nach den Abstandsvorschriften eine Hausbreite von nur knapp 5,50 Metern und machte sich an die Arbeit. Immerhin waren zwei geräumige Bereiche für die Teenager Tom und Greta und ein Rückzugsort für die Eltern mit Arbeitsplatz unterzubringen. Der Planung entgegen kam die Hanglage des Grundstücks, die eine dritte Wohnebene gestattete.
Karen Preuß verlegte den Elternbereich mit Arbeitsplatz, eigenem Duschbad und Terrasse sowie den geräumigen Technik- und Lagerraum ins Souterrain, plante zwei große Dachzimmer für Tom und Greta sowie das Familienbad im Obergeschoss und machte das Erdgeschoss zum offenen Familienbereich, der auf alle überflüssigen Wände verzichtet. Dort reihen sich die Küche mit Frühstücksbar, der Essbereich mit eigener seitlicher Terrasse und der Wohnbereich mit der weit in den Garten auskragenden Balkon-Terrasse wie an einer Perlenschnur zur beachtlichen Gesamtlänge des Hauses. Verbunden sind alle drei Ebenen mit einläufigen Treppen – extrem sparsam im Flächenverbrauch. Genau übrigens wie die Hebe-Schiebetüren zu den Terrassen.
Selbst für einen kleinen Carport mit Hintertür war noch Platz. Durch die gelangen die Eltern von Martina Garatwa-Weimer nun in ihren – jetzt etwas verkleinerten – Garten im unteren Teil des schmalen aber langen Grundstücks. So ist die Parzelle sogar in den unbebaubaren Abstandsbereichen optimal genutzt.
Aber es gab auch Grenzen. Wolfgang Weimer: „Ein Passivhaus scheiterte an den notwendigen Wandstärken, die zu viel Wohnfläche gekostet hätten. Und aus dem Gästezimmer wurde eine Schlafcouch im Wohnbereich. Uns waren geräumige Kinderzimmer einfach wichtiger.“