Zentrale Wohnraumbelüftung ist ein Topthema beim energieeffizienten Neubau. Auch bei einer energetischen Altbausanierung wie hier im südbadischen Kenzingen hilft sie, viel Energie zu sparen. Und hält obendrein den Lärm der zentralen Stadtlage im Zaum.
Die Optik des alten Hauses sollte erhalten bleiben. Also keine Wärmedämmung an die Fassade. Die hätte beispielsweise das Eingangsportal, ein Charakteristikum des schönen Gründerzeitgebäudes in der Kenzinger Innenstadt, nicht unversehrt überstanden. Dank der massiven wärmespeichernden Mauern aus Ziegeln genügten die Dämmung der Kellerdecke und der Einbau dreifach verglaster Fenster.
Aber auch technisch verordnete Stephan Schmidt, Bauherr und Architekt in Personalunion, dem alten Haus eine Verjüngungskur: eine komplett neue Heizungsanlage mit Gas-Brennwerttechnik, dazu passende Heizkörper sowie eine ergänzende Solarthermieanlage auf dem Dach zur Wassererwärmung und Heizungsunterstützung im Sommer. Nicht zu vergessen als eine der wichtigsten Komponenten – die hochmoderne zentrale Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung.
Gute Gründe
Für den Einbau der Lüftungsanlage nennt Stephan Schmidt zwei Gründe: Der Lärm an der Hauptverkehrsstraße der Altstadt sowie die nahe Eisenbahnstrecke machen das Fensterlüften zuweilen zu einer unbehaglichen Angelegenheit. Und er wollte die Energiekosten spürbar reduzieren. Der größte Unsicherheitsfaktor in puncto Energieeffizienz sei der Mensch selbst, so der Architekt. Im alltag werde die meiste Wärmeenergie zum Fenster hinausgelüftet. Solch unkalkulierbares Nutzerverhalten werde eben durch die zentrale automatische Lüftung kontrolliert. Heizkostenersparnis im ersten Jahr in seiner neuen 100-Quadratmeter-Wohnung: 55 Prozent.
Natürlich hat auch die moderne Gasbrennwerttechnik, Nachfolgerin der alten Gasetagenthermen, Verdienst an der Ersparnis. Aber Architekt Schmidt ist sich sicher: Die zentrale Lüftung leistet Bestarbeit. Die Wahl der Anlage war für den Bauherren im wahrsten Wortsinne naheliegend: das Modell „Comfoair 550“ von Zehnder, europäischer Marktführer und in der benachbarten Region Lahr ansässig.
Der Einbau
Da der Garten des Hauses bereits frisch angelegt war, kam eine Frischluftansaugung über dem Boden nicht mehr infrage, sonst hätte man das neue Werk wieder aufgewühlt. Also landete die Lüftungszentrale unterm Dach. Die Frischluft wird über Fassadenöffnungen angesaugt, die abgekühlte Fortluft direkt durchs Dach wieder ins Freie geblasen. Installationsschächte leiten die vorgewärmte frische Außenluft in die unteren Etagen. Durch flache „inFloor“-Rundrohre gelangt sie in der Dämmebene durch den Betonboden bis zu den Verteilerkästen. Von dort führt je ein Lüftungsrohr die Frischluft direkt in jeden Raum.
Die neuen Installationsschächte einzubauen, die unter anderem die Lüftungsrohre aufnehmen, war dank der Quasientkernung im Hausinneren kein Problem. Die Alternative wäre eine dezentrale, also raumweise Lüftung gewesen. Was die Gerätekosten aber erheblich verteuert hätte. Weiterer Vorteil: Die freigelegten Holzbalkendecken hatten eine Höhe von drei Metern. Dadurch konnte die gesamte Verteiltechnik der Lüftung, also Rohre und Verteilerkästen, elegant hinter einer abgehängten Decke verschwinden. Das verringerte außerdem den Montageaufwand. Installationen über Wand- und Bodenausgänge wären aufwendiger gewesen.
Die Vorzüge
Von zwei Vorzügen der zentralen Lüftungsanlage sind Stephan Schmidt und seine Frau Cornelia besonders begeistert: von der Lautlosigkeit, mit der die Anlage arbeitet, und von der jederzeit frischen, unverbrauchten Luft im Haus. Die hochwertigen Schalldämpfer arbeiten äußerst zuverlässig. Sie sind allen Zu- und Abluftkanälen vorgeschaltet. Da jedes Lüftungsrohr direkt an einen Verteilerkasten angeschlossen ist, bleibt auch die Schallübertragung von Raum zu Raum ausgeschlossen.
Kurz vor Weihnachten zogen die Bauherren in ihr frisch saniertes Domizil ein. An die immer frische Luft im Haus gewöhnten sie sich so schnell, dass sie erst im warmen Frühjahr ein Fenster öffneten. Cornelia Schmidt erinnert sich noch an den Anlass: sie wollte hören, ob bei den Kindern, die draußen spielten, alles in Ordnung war.
Die Steuerung
Das Lüftungssystem wird für alle Räume zentral gesteuert. Schon im ersten Betriebsjahr war klar: es ist nicht einmal eine zeitweise Nachregelung nötig. Ein Zehnder-Techniker hatte vor Inbetriebnahme die optimale Luftdurchlassmenge für jeden Raum gemessen und die Luftauslässe entsprechend eingestellt. Die Möglichkeit, die Intensität der Lüftung nachzujustieren – etwa in der Einstellung „Stoßlüften“ –, nutzen die Schmidts so gut wie nie. Auch die Einstellungen „Tag“ und „Nacht“ – sie ist für extrem geräuschempfindliche Schläfer gedacht – brauchen sie nicht.
Über die Einstellung „Urlaubslüftung“ freuen sie sich dagegen sehr. Sie sorgt dafür, dass während längerer Abwesenheit der Bewohner keine dicke Luft entsteht. Da wird die Urlaubslaune bei der Rückkehr gleich noch einmal aufgefrischt.