Ausbauhaus mit Eigenleistung bauen
Nicht wenige Baufamilien entscheiden sich bei der Wahl ihres Fertighauses für ein Ausbauhaus. Also legen sie beim Tapezieren, Spachteln oder Fliesenlegen selbst Hand an. Faustregel: Je mehr Eigenleistung, desto geringer sind die Baukosten. Aber rechnet sich das am Ende wirklich?
Achtung, kein Spoiler: Ein Haus zu bauen, kostet Geld, viel Geld. Und aktuell in einer Zeit, in der gefühlt alles teurer geworden ist als ohnehin schon, muss man noch tiefer in die eigene Tasche greifen. Aber es gibt ja durchaus probate und erprobte Möglichkeiten, die Kosten für den eigenen Hausbau deutlich geringer zu gestalten als beispielsweise bei einem schlüsselfertigen Haus. Das Mitmachhaus, bei dem die Bauherren tatkräftig mit Hand anlegen und sich so die Kosten für verschiedene Gewerke durch die eigene Arbeitsleistung sparen. Und das kann sich sehr lohnen. Auf diesem Wege lassen sich die Gesamtkosten zum Teil um einen sechsstelligen Betrag reduzieren.
Allerdings sollten vorher ein paar Fragen geklärt werden, bevor man sich dazu entschließt, mit Eigenleistung zu bauen. Wie groß ist das handwerkliche Geschick? Reicht es nur zum Tapezieren oder kann man – mit Hilfe von Freunden und Verwandten – auch Sanitärarbeiten oder das Fliesenlegen in Eigenregie stemmen?
Gleichfalls wichtig und neben den notwendigen handwerklichen Fähigkeiten nicht zu unterschätzen ist der Faktor Zeit. Wer lediglich nach der eigentlichen Arbeit (nämlich der, um das Geld für den Hausbau zu verdienen) und am Wochenende Zeit findet, sich um das neue Heim zu kümmern, dem sollte bewusst sein, dass es sehr lange dauern wird, bis das Haus einzugsfertig ist.
Nicht zu unterschätzen: Stress!
Hinzu kommt: Die Doppelbelastung – Job unter der Woche, Baustelle dazu on top – ist keinesfalls zu unterschätzen, denn natürlich läuft nicht immer alles glatt beim Spachteln oder Verschalen! Nicht wenige Beziehungen haben unter solchen Extremsituationen gelitten. Deswegen sollten bei der Entscheidung, sein Haus mitbauen zu wollen, auch das Familienleben, die Beziehung und die eigene Belastungsgrenze berücksichtigt werden. Nicht, dass man am Ende vor einem großartigen Eigenheim steht, das man zu großen Teilen selbst geschaffen hat, aber die Ehe ist deswegen kaputt gegangen. Und der Rücken auch.
Der Einstieg ins Thema: Was ist ein Ausbauhaus?
Dass es soweit nicht kommen muss (und in der Regel auch nicht kommt), dafür sorgen unter anderem die Anbieter Living Haus, Gussek Haus und Schwörerhaus mit ihren entsprechenden Paketen. Sie bieten ihren Kunden nicht nur Rabatte fürs Selbermachen, sondern greifen ihnen auch mit fachmännischer Beratung und Einkaufshilfe unter die Arme.
Zwei verschiedene Ausbaustufen hat etwa Living Haus im Angebot: Das „Ausbauhaus Plus“ verfügt über eine fertige Heizungs- und Elektroinstallation sowie Estrichböden. Die Bauherren übernehmen in der Hauptsache die Arbeiten, die jeder mit ein bisschen Geschick selbst hinbekommen kann. Allen, denen auch das nicht so leichtfällt, bietet Living Haus zusätzliche Hilfe durch einen Do-it-yourself-Coach.
Die zweite Stufe („Ausbauhaus“) ist ideal für geübte Handwerker. Das Haus ist von außen fertig und innen leer. Nun kann jeder in Eigenleistung anfangen, sein Eigenheim nach den eigenen Vorstellungen auszubauen. Als Zusatzangebot können sämtliche Materialien, die Bauherren hierfür benötigen, wie beispielsweise Fliesen, Innentüren, Wände, Böden et cetera gegen einen Aufpreis komplett auf die Baustelle geliefert werden. Das erspart den Bauherren zumindest den zeitlichen Aufwand, sich alles aus diversen Ausstellungen oder von unterschiedlichen Anbietern aussuchen zu müssen.
Bauherr will gelernt sein
Seit über 20 Jahren State of the Art sind die Bauherren-Workshops von Ytong Bausatzhaus. Hier wird praxisnah Wissen vermittelt.
Laut, kalt und etwas zugig ist es in der Halle. Eher wie bei einer Theateraufführung sitzen die Teilnehmer auf Bierbänken, lediglich der Mann vor dem Publikum erinnert an einen Lehrer. Alle, die sich hier im Westen Hamburgs eingefunden haben, eint das Ziel, so viel zu lernen, um bald das eigene Haus bauen können. Anne Caro beispielsweise will mit Unterstützung von Bruder und Vater ihr eigenes Haus bauen und hat sich für die Massivbauweise entschieden, „weil dies unkompliziert und langfristig werthaltig ist.“ Sie kennt den Baustoff gut: „Schon unsere Eltern haben mit Ytong ihr Haus gebaut.“ Auch Hossein Mohemmkar hat sich bereits entschieden. Er will das alte Haus auf seinem Grundstück abreißen und stattdessen gemeinsam mit Bruder und Freunden ein Mehrfamilienhaus bauen.
Eine bunte, lernwillige Truppe
Die zwölf Teilnehmer, ein repräsentativer Querschnitt durch die Bevölkerung, bekommen hier von Fachleuten Wissenswertes rund um den Hausbau vermittelt. Einige der Schwerpunkte im Vortrag sind beispielsweise Themen wie Wärmeschutz und Bauökologie, alles aktueller denn je. Aber auch die Praxis kommt nicht zu kurz. So findet Materialkunde genauso statt wie das Erklären von Werkzeugen oder Anschauungsunterricht, wie richtig gemauert wird, mit Tricks und Tipps.
Das Ziel, dass am Ende des Workshops die angehenden Bauherren mit genug Wissen ausgestattet sind, um mit dem nötigen Selbstvertrauen an das eigene Bauprojekt zu gehen, ist jedenfalls erreicht. Alle Teilnehmer strotzen nach diesem Tag vor Tatendrang.
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