Für einige ist schon Halbzeit, andere sind erst später in die Versuchsreihe eingestiegen; konkrete Ergebnisse gibt’s also noch nicht. Was sich die Bundesregierung von der Untersuchung verspricht und wie die erhöhten Verbrauchswerte des Berliner Hauses zustande gekommen sind, erläutert der Staatssekretär im Bauministerium Rainer Bomba.
Erste Bilanzen des Monitorings zum Berliner Effizienzhaus Plus zeigen, dass sein Energieverbrauch deutlich über den prognostizierten Werten lag. Das hat in einigen Veröffentlichungen für schlechte Noten gesorgt. Aber diese Betrachtung greift zu kurz, das Gegenteil ist richtig: Der Praxistest hat gezeigt, dass sich das Modellprojekt im Alltagbewährt. Das Haus liegt deutlich im Plus: Seine Photovoltaik erzeugt mehr Strom, als für die Nutzung der Haushaltsgeräte und den Betrieb der Anlagentechnik gebraucht wird. Und der Überschuss wurde genutzt, um die Elektrofahrzeuge zu laden.
Im Berliner Haus lag allerdings der Stromverbrauch für die Wärmepumpe deutlich über den vorher berechneten Bedarfswerten. Dies führte zusammen mit kleineren Abweichungen in anderen Bereichen zu einem um etwa 75 Prozent erhöhten Energieverbrauch – ein Wert, der allerdings immer noch im Bereich von Niedrigenergiehäusern liegt. Wir haben diesen Mehrbedarf im Monitoring eingehend analysiert. Ergebnis: Das Zusammenspiel der Heizung und der Architektur in der realen Nutzung hat nicht wie geplant reagiert.
Die Testfamilie hatte im Wohnbereich im Erdgeschoß 21 bis 22 Grad und den Schlafbereich im Obergeschoß 15 bis 18 Grad eingestellt. Durch den offenen Grundriss des Hauses und den Luftaustausch zwischen den Ge- schossen wurden zwischen Wohnbe- reich und Schlafetage nur minimale Temperaturunterschiede verzeichnet. Die für die Fußbodenheizung im Erd- geschoß erforderliche Wärmeleistung war dadurch häufig etwa doppelt so groß wie geplant.
Wärmepumpen jedoch reagieren auf erhöhte Systemtemperaturen mit höherem Stromverbrauch. Die deutliche Erhöhung der erforderlichen Temperaturdifferenz zwischen Verdampfer (Außenlufttemperatur) und Kondensator (Heizsystemtemperatur) bewirkt diesen Mehrbedarf. Dank dieser Erkenntnisse gehen wir davon aus, dass wir diesen Effekt in der 2. Testphase reduzieren können, um den anvisierten Verbrauchswert zu erreichen.
Natürlich werden wir bei unseren bundesweiten Monitoring-Projekten beobachten, ob der Effekt auch dort vorkommt. Ergebnisse zu den Projekten liegen noch nicht vor. Viele sind noch in der Realisierung, darunter auch erste Mehrfamilienhäuser in Frankfurt am Main. Auch dort werden den Mietern per Carsharing Angebote zur Elektromobilität gemacht. Insgesamt 35 Gebäude beteiligen sich an unserem Netzwerk, darunter auch Wohngebäude, die in privater Initiative entstanden sind, wie das Velux-„Lichtaktiv-Haus“ in Hamburg. Besonders aktiv bei der Einführung des Plusenergiehaus-Standards war der Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF). Sechs der insgesamt 20 Häuser des Musterhausparks in Frechen werden als Plusenergiehäuser wissenschaftlich begleitet.
Wir wollen in diesem Netzwerk Lösungen verschiedener Technologien testen und optimieren. Wir wollen, dass vielversprechende Ideen, Innovationen und Materialien schneller den Weg in die Praxis finden. Mit unserem Forschungsprogramm „Effizienzhäuser Plus“, dem Monitoring und der Veröffentlichung der Ergebnisse wollen wir einen Beitrag dazu leisten. Damit sollte es gelingen, Null- und Plusenergiehäuser zu immer günstigeren Preisen zu errichten.