Hausboot – Wohnen auf dem Wasser

Von Architektenhand entworfen

Leise plätschern die Wellen, Enten quaken, der Wind malt Muster auf den Wasserspiegel: das Leben auf dem Wasser bzw. das Wohnen im Hausboot zieht neuerdings immer mehr Menschen an. Hausboote und schwimmende Häuser haben vor allem in großen Städten mit umfangreichen Wasserflächen das Potenzial, zum innovativen Wohnkonzept zu werden.

Wenn eine steife Brise über den Berliner Müggelsee weht, gerät der Schreibtisch von Marie Woidig in sanftes Schwingen. Und während sie an ihrem Computer sitzt, begleitet sie das Geräusch von Wellen und Wind. Keine Frage, es ist ein besonderer Arbeitsplatz. Er liegt auf einem Hausboot im größten Gewässer des Berliner Ostens. Marie Woiding liebt ihn. Ihre tägliche Erfahrung hat sie gelehrt, dass es „nichts Besseres gibt, als am und auf dem Wasser zu leben. Es ist ein beglückendes Gefühl von Freiheit“.

Wohnzimmer in einem Hausboot von Floating House
Küche, Esszimmer und Wohnzimmer in einem: Hier fehlt es an nichts. Die großen Fenster fluten das Hausboot mit viel Tageslicht. (Foto: FHG floating house GmbH)

Diese Erkenntnis macht die Berlinerin zur Überzeugungstäterin. Denn Marie Woidig ist für Marketing und Vertrieb der Firma Floating Houses zuständig. Das Unternehmen konzentriert sich seit über 20 Jahren auf die Entwicklung und den Bau von schwimmenden Häusern und ist damit eines der Pioniere auf einem Markt, der für viele eher exotisch zu sein scheint. Aber die Zeiten, da Hausboote vornehmlich von Aussteigern bewohnt und gestaltet wurden, sind längst vorbei. Natürlich gibt es an den Ufern von Flüssen und Kanälen auch diese eher bunten, meist erkennbar selbst gebauten schwimmenden Domizile. Aber die architektonisch perfekten, von klaren Linien geprägten Hausboote sind schon lange unübersehbar auf dem Vormarsch.

Schwimmende Häuser

Die geschlossene Hausboot-Siedlung am Hamburger Victoriakai zeigt, was möglich ist. Im Herbst 2014 gingen die ersten sieben Floating Homes „vor Anker“, jedes mit 116 Quadratmetern Wohn-fläche und einem erfreulich großen Sonnendeck von 58 Quadratmetern. In den Booten fehlt es an nichts: Wohn- und Schlafbereiche sind durchdacht gestaltet, das Badezimmer ist mit seinen modernen Armaturen und Kermikbecken voll ausgestattet. Gäbe nicht der Blick durchs Fenster die Sicht auf die Wasserfläche des Kanals frei, man könnte glauben, sich in einem Wohnhaus irgendwo an Land zu befinden. Knapp 600.000 Euro kosten die schwimmenden Neubauten und sind damit gemessen an den Preisen der nahen Hamburger City eher moderat. Ob das so bleibt, muss sich allerdings noch zeigen, denn die Nachfrage nach schwimmenden Häusern zieht spürbar an.

Schlafzimmer in einem Hausboot von Floating House
Mit durchdachten Konzepten werden selbst kleinste Flächen zu Raumwundern. (Foto: FHG floating house GmbH)

Insofern ist es nicht verwunderlich, dass es inzwischen auch Architekturbüros gibt, die sich dezidiert mit der Entwicklung von Hausbooten befassen. Das Hamburger Büro von Florentine Amelie Rost und Jörg Niderehe zum Beispiel firmiert mit dem Begriff „Schwimmende Architektur“. Für ein von ihnen entworfenes zweistöckiges Hausboot (übrigens mit Outdoor-Küche) wurden die beiden Gestalter von der Hamburgischen Architektenkammer ausgezeichnet. Auffallend ist der Trend zur Größe. So hat die Berliner Firma Floating Houses sogar ein Mehr-Generations-Haus im Programm. Es ist dreistöckig und verfügt über ein Platzangebot von sage und schreibe 265 Quadratmetern. Damit ist das Haus eindeutig kein Freizeitobjekt mehr, sondern ein Gebäude für den dauerhaften Aufenthalt rund ums Jahr.

Auf dem Hausboot Urlaub machen

Ein Hausboot mieten oder darauf Urlaub machen? Warum nicht. Vorstellbar sind nach Ansicht der Spezialfirma sogar Hotelkomplexe oder schwimmende Restaurants. Auf der Internetseite kann man anhand eines Modells ersehen, was sich die Planer der Firma darunter vorstellen – eine zweifellos reizvolle Architektur und zugleich die Möglichkeit, statt mit dem Auto auch einmal mit dem Boot vorzufahren. Ob groß oder klein, in jedem Fall ist der Bau eines Hausboots eine besondere Sache. Denn er beginnt meist im Dock einer Werft. Dort wird der schwimmende Unterbau hergestellt, der aus Stahl, aber auch aus Beton sein kann. Erst nach den Schiffsbauern sind dann die Hochbauingenieure am Zug. Sie setzen im Floating House um, was die Architekten entworfen haben. Und die haben oft genug freie Hand.

Terrasse auf einem Hausboot von Floating House
Die überdachte Terrasse macht das gemeinsame Essen zum Naturerlebnis. (Foto: FHG floating house GmbH)

Denn in vielen Fällen wird bei Liegeplätzen die Bebauung nicht durch amtliche Bebauungspläne geregelt und damit formal mehr oder weniger beschränkt. So können die Vorstellungen der Bauherren ganz ungehindert ins Konzept einfließen. Weil bei den meisten Modellen nur die Außenwände tragend sind, kann man die Aufteilung der Innenräume von Hausbooten sogar vollkommen frei gestalten – ganz gleich, ob das neue Boot nun ein- oder mehrstöckig ist. Es spricht also viel mehr für den Bau eines solchen Hausboots, als auf den ersten Blick erkennbar ist.

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