Durch Corona entstand ein regelrechter Bauboom auf das neue Eigenheim. Der Run auf Eigenheime ist nach wie vor zwar ungebremst, nur geht der Trend jetzt immer mehr in die Extreme. Es wird größer gebaut, gleichzeitig aber auch kleiner. Die Dächer werden entweder flacher oder die Gebäude höher. Und immer öfter stehen die Häuser Schulter an Schulter – als Reihen- oder Doppelhäuser. Mit Homeoffice werden die Räume stets umfunktioniert oder noch radikaler: Die ganze Raumentwicklung wird umgedacht.
Anbauten für das Homeoffice
Beim Hausbau hat Corona mit dem Shutdown seine Spuren hinterlassen, die sich weitläufig in den Raumtrends von 2022 halten. Galt das fünfte Zimmer bisher immer als Gäste- oder Arbeitsraum und damit auch komfortabel und nutzbar, wird es während der Pandemie zum Homeoffice umfunktioniert. Am besten direkt neben dem Hauseingang. Damit wird das Homeoffice ausgelagert vom alltäglichen Familientrubel des offenen Wohnbereichs. Das produktive Arbeiten mit Spaß sollte auf diese Weise gelingen. Um den sich ändernden Raumanforderungen gerecht zu werden, geht der Trend 2022 zum separaten Anbau fürs Homeoffice. Die Räume werden aber auch generell flexibler aufgebaut, um sich der Familienplanung oder auch den verschiedenen Bedürfnissen, die mit dem Alter kommen, anzupassen. Um mehr Raum zu schaffen, werden weiterhin Maßmöbel und Einbauschränke eingesetzt.
Deshalb ist im Jahr 2022 bei der Gestaltung multifunktionaler Räume Kreativität gefragt. Letztes Jahr war das Leitmotiv die Anpassungsfähigkeit der Räumlichkeiten, während dieses Jahr Räume und Möbel im Fokus stehen, die eine Doppelfunktion haben. Das bedeutet, dass sich die Funktion des Raums zu verschiedenen Tageszeiten ändern kann.
Es kann zum Beispiel ein Raum geschaffen werden, in dem ein Homeoffice und ein Fitnessraum kombiniert werden, und ein Kinderzimmer kann in einer Ecke ein “Klassenzimmer” haben – die Möglichkeiten sind wirklich endlos. Da die Arbeit von zu Hause aus noch einige Zeit in unserem Leben präsent sein wird, müssen wir zu Hause einen Raum finden, in dem wir in Ruhe arbeiten können, ohne Lärm und unerwünschte Geräusche. Diese Situation wird in diesem Jahr sicherlich die Trends in der Innenarchitektur bestimmen. Ein Dachboden kann z. B. in ein perfektes Heimbüro verwandelt werden.
Wer es sich leisten kann: Gerne größer
Mit viel Charakter zeigt sich der Eigenheimklassiker: flach geneigtes Satteldach, weiß-graue Putzfassade mit Holzapplikationen sowie anthrazitfarbene Türen und Fenster. Wer das nötige Kleingeld übrig hat und über ein entsprechendes Grundstück verfügt, der baut 2022 allerdings auch gerne größer als noch im vorigen Jahr. Das macht sich auch in der Durchschnittsgröße der Neubauten bemerkbar. Denn diese wächst stetig. Mit durchschnittlich 168 Quadratmetern
präsentiert sich innen ein offen geplanter Erdgeschoss mit Thekenküche, lichtgeflutetem Essplatz im Wintergarten und dem durch eine Wandscheibe etwas abgeschirmten Wohnbereich. So leben Menschen heute auf 20 Quadratmetern Wohnfläche mehr als noch vor 10 Jahren.
Bei den Trends in puncto Hausform liegt natürlich das Satteldachhaus unangefochten vorn. Gerade bei Einfamilienhäusern handelt es sich beim Satteldach um die am weitesten verbreitete Dachform in Deutschland. Allerdings gibt es auch dort Veränderungen im Detail: Die Dachneigung wird flacher, der Kniestock höher. Eine Tendenz, die dem Optimierungswunsch bei der Wohnfläche entspringt. Der ungebrochene Siegeszug des Satteldachs liegt zweifellos auch daran, dass es immer noch die durch Bebauungspläne am häufigsten vorgeschriebene Dachform ist.
Aber auch das Flachdach legt zu. Besonders in Neubaugebieten, wo immer häufiger auch Flachdachhäuser genehmigt werden. Dafür gibt es mehrere Gründe, denn ein Fertighaus mit Flachdach bietet gleich mehrere Vorteile. Bei einem Flachdach gibt es die Möglichkeit, eine Dachterrasse zu integrieren und auch ein Dachgarten – eine Dachbegrünung – kann problemlos realisiert werden. Durch den Wegfall von Dachschrägen steht mehr Wohnfläche zur Verfügung.
Flachdachhäuser können wie eine hochwertige Stadtvilla aussehen, aber auch im minimalistischen Bungalowstil. Neben dem fortdauernd beliebten Bauhaus-Look bietet es auch den Vorteil zweier Vollgeschosse. Was mit mehr Wohnfläche im Obergeschoss den Nachteil kleiner Grundstücke ein Stück weit wieder ausgleicht.
Doppelhäuser immer mehr gefragt
Ein geteiltes Grundstück bietet in Zeiten immer steigender Grundstückspreise einen entscheidenden Pluspunkt gegenüber einem frei stehenden Einzelgebäude. Die Fertighaus-Hersteller haben längst reagiert und bieten zahlreiche Lösungen an.
Durch die Verteilung der Bau- und Grundstückskosten können beide Besitzer viel Geld sparen, haben den Vorteil von einem schönen Garten und nur einem direkten Nachbarn. Die gemeinsame Wand hilft, Heizkosten zu sparen, denn zumindest an einer kompletten Wand geht in der Doppelhaushälfte keine Wärme verloren.
Was neben den geteilten Grundstücks- und Baukosten die Mehrfamilien- und Doppelhäuser zusätzlich attraktiv macht, liegt vielleicht auch am Bedürfnis der Menschen, vor allem nach den Pandemiezeiten, nach Gemeinschaftsgefühl.
Nachhaltigkeit muss gelingen
Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit sind eine der wichtigsten Leitlinien der heutigen Hausbautrends, und so wird es auch im Jahr 2022 sein. In allen Lebensbereichen – auch in der Innenarchitektur – muss man sich bemühen, die natürlichen Ressourcen zu schonen. Es werden natürliche Materialien verwendet und darauf geachtet, woher die Möbel kommen. Lieber kleine, lokale Hersteller wählen, um Qualität anzustreben.
Auch Upcycling – ein weiterer wichtiger Begriff, der die Verwendung von unerwünschten, alten Gegenständen beinhaltet, denen wir neues Leben einhauchen und in völlig neue Produkte verwandeln – wird bei der Wohnungseinrichtung eine wichtige Rolle spielen. Die Verwendung von organischen Materialien, Möbeln aus recyceltem Holz und Accessoires aus Glas und Metall, die wachsende Beliebtheit von wiederaufbereiteten, antiken oder gebrauchten Möbeln und eine umweltfreundlichere Herangehensweise an die Wohnungseinrichtung – der Gedanke der Nachhaltigkeit hat Einzug in die Inneneinrichtungs- und Wohnbranche gehalten und wird auch 2022 eine entscheidende Rolle spielen.