/FingerHaus gehört zu den ersten, die in Köln ein Plusenergiehaus anbieten. Was bedeutet Ihnen dieses neue Niveau?
Klaus Cronau: Für FingerHaus ist das keine besonders überraschende Wende oder Weiterentwicklung des Marktes. Bei einem Plusenergiehaus geht es darum, die bewährte und energieeffiziente Bauweise mit entsprechenden innovativen Technikkomponenten zu kombinieren. Das haben wir auch bisher – gerade bei FingerHaus – schon sehr intensiv und erfolgreich getan. Ausschlaggebend für ein Plusenergiehaus ist die Ergänzung des Gesamtpakets mit einer entsprechend groß dimensionierten Photovoltaikanlage. Die Diskussion um die Energiewende – weg von Kernenergie, hin zu erneuerbaren Energieträgern – spielt dabei eine große Rolle.
Also nur ein weiterer, evolutionärer Schritt im energieeffizienten Fertigbau?
Klaus Cronau: Ein Paradigmenwechsel ist es für uns nicht. Eher die konsequente Weiterentwicklung. Da wir die wahrscheinlich größte Erfahrung beim Bau von Häusern mit erneuerbaren Energien haben, können wir Bauherren eine gute und vor allem erschwingliche und damit marktfähige Lösung anbieten, die jetzt eben noch den Schritt weiter geht, so dass unsere Kunden noch unabhängiger, weil Selbstversorger sein können.
Bringen denn alle Finger-Häuser die nötigen Vorraussetzungen mit, um allein schon mit der Ergänzung einer Photovoltaik-Fläche auf dem Dach zum Plusenergiehaus zu werden?
Klaus Cronau: Ja. Erstens haben alle Finger-Häuser die „THERMO+“-Gebäudehülle. Die bauliche Basis, um mit überschaubarem Aufwand ein Effizienzhaus 55 oder besser zu erreichen, ist schon mal da. Die zweite Voraussetzung ist innovative und energiesparende Heizungs- und Lüftungstechnik, die durch die Photovotaik-Anlage mit Strom versorgt wird. Wichtig ist dabei, die relevanten Merkmale der Technikkombination zu kennen und sinnvoll einzusetzen. Hier haben wir gute Kenntnisse und Erfahrungen, so dass unsere Häuser ohne großen Zusatzaufwand auf Plusenergieniveau kommen.
FingerHaus hat das Image, seine Vertragsversprechen gegenüber Bauherren bis aufs Komma einzuhalten. Theoretisch müssten Sie vor Freude Luftsprünge machen: Die Qualität eines Plusenergiehauses wird am geeichten Stromzähler abgelesen.
Mathias Schäfer: Sicher fokussiert nun der Stromzähler die konkrete Endenergiezahl, um der sich bei einem Plusenergiehaus alles dreht. Aber unsere vertraglichen Zusagen für die Betriebsund Energiekosten eines Hauses konnten Bauherren auch bisher schon an den Verbrauchswerten ihrer Zähler ablesen. In jedem Markt gibt es Mitspieler, die eigene, manchmal bewusst verwirrende Definitionen und Rechenwege kreieren. Das gab es vorher und wird es auch in Zukunft geben.
Einzig allein eine gute, detaillierte Aufklärung und Beratung kann da Abhilfe schaffen – verbunden mit höchster Transparenz und messbarer Ehrlichkeit bei den eigenen Bauleistungen. Deshalb lassen wir unser Musterhaus in Köln-Frechen bei einer vom Bundesbauministerium durchgeführten zweijährigen Studie als „Effizienzhaus Plus“ extern prüfen. Professor Gerd Hauser wird mit seinen Experten vom Fraunhofer Institut analysieren, inwieweit die deklarierten Plusenergie-Werte nach dem von der dena definierten Standard eingehalten werden.
Wie geht es jetzt weiter bei FingerHaus? Größerer Batteriepuffer? Oder haben andere Lösungen höhere Priorität?
Klaus Cronau: Es macht auf Dauer wenig Sinn, diese Anlagentechnik ohne entsprechende Möglichkeiten der Speicherung zu betreiben. So dass ich auch dann Energie zur Verfügung habe, wenn die Sonne mal nicht scheint. Da sind wir dran.
Was halten Sie von Professor Hausers These, dass künftig vor allem die Gebäude selbst Energiespeicher werden müssen?
Mathias Schäfer: Das ist sicher korrekt – zumal man nur so von der Abhängigkeit zentraler
Energieversorger und ihren Preisschwankungen loskommt. Energie erwirtschaften, um sie selbst zu verwenden anstatt in öffentliche Netze einzuspeisen, ist der logische Schritt auf dem Weg zum wirklich energieautarken Haus.
Was für ein E-Auto steht beim Finger-Plusenergiehaus vor der Tür? Wie weit kommt es mit dessen energetischen Überschüssen?
Klaus Cronau: „Stromos“ heißt dieser Wagen aus deutscher Produktion auf der Basis eines Suzuki „Splash“. Stattliche 120 Kilometer Reichweite hat das Fahrzeug mit einer „Tankfüllung“ – ideal für Kurzstrecken. Wie bei einem Benziner kommt es auch hier auf die Fahrweise an, wie weit das Fahrzeug kommt. FingerHaus hat sogar eine eigene Elektrotankstelle, die von der
hauseigenen Photovoltaikanlage gespeist wird.
FingerHaus ist der Markführer bei neuen deutschen Einfamilienhäusern mit erneuerbaren Energien – wie lange glauben Sie, die Pole-Position noch halten zu können?
Mathias Schäfer: Es ist hilfreich, wenn ein Unternehmen eine gewisse Alleinstellung hat. Wir haben seit dem Start unserer Aktion „ENERGIEPLUS“ im Jahr 2005 mehr als 2.300 Wärmepumpen in unsere Häuser eingebaut. Damit dürften wir in absoluten Zahlen führend in unserem Markt sein. Natürlich steigen mit der Stückzahl auch Kompetenz und Erfahrung. So vertrauen uns viele Bauherren, die regenerative Energien nutzen möchten. Der Anteil von Finger-Häusern ohne Öl- oder Gasheizung liegt bei gut 85 Prozent, der deutsche Einfamilienhaus-Neubau insgesamt erreicht nach wie vor nur etwa 40 Prozent.
Wie wir schon immer die Anforderungen der jeweils geltenden Energiesparvorschriften unterschritten haben, sind wir auch jetzt bei praktikablen und wirklich wirtschaftlichen Angeboten von Plusenergiehäusern einen Schritt voraus. Glaubt man der Politik, so wird es ab ca. 2020 ausschließlich Neubauten geben, die dem Null- bzw. dem Plusenergie-Standard entsprechen. Es ist doch gut, wenn wir als mittelständisches Familienunternehmen wieder mal sagen können: Wir sind schon da!”