Fenster- und Türsicherungen, Zutrittskontrolle, Überwachungskameras oder Alarmanlagen: Es gibt viele Möglichkeiten, das Haus vor Einbruch und anderen Gefahren zu schützen. Idealerweise plant man den Einbruchschutz bereits mit dem Hausbau zusammen.
Herbst und Winter sind Einbruch-Hochzeiten. Aktuell warnt die Polizei wieder vor sogenannten Gaunerzinken. Mit diesen Geheimzeichen markieren Einbrecher seit dem Mittelalter Häuser, um Gleichgesinnten zu signalisieren, dass es hier etwas zu holen gibt. So bedeutet beispielsweise eine gezackte Linie (mit Kreide auf dem Gehweg oder Gartenzaun gekitzelt), dass ein Hund hinter der Haustür wacht. Oder ein umgedrehtes „T“ zeigt an, dass hier ein Mensch alleine lebt.
Tatsächlich steigt die Zahl der Haus- und Wohnungseinbrüche zuletzt wieder steil an: Waren es 2021 noch 54.236, lag die Zahl im letzten Jahr schon bei 77.819 (Quelle: Statista) – das ist ein Anstieg von über 43 Prozent in zwei Jahren. Einfamilienhäuser sind überproportional betroffen, da sie im Unterschied zu Wohnungen nicht nur über eine Haustür als Einstiegsmöglichkeit verfügen, sondern zudem über leicht zugängliche Fenster. Hinzu kommen oft noch eine oder mehrere Terrassentüren, die sich in der Regel mit geringerem Aufwand knacken lassen. Auch auf Garagen und Nebeneingänge haben es Kriminelle abgesehen.
Hab und Gut schützen
Was also tun, um sein Hab und Gut wirksam vor Dieben und Einbrechern zu schützen? Die gute Nachricht: Im modernen Haus lassen sich alle Zugänge – von der Kellertür bis zum Dachfenster einbruchsicher gestalten. Und im Duell archaische Zinken gegen smarte Hightech gewinnt mit Sicherheit die zeitgemäße Kombination aus mechanischen und digitalen Schutztechniken. Optisch dezent fügen sich die benötigten Komponenten – vom Hochsicherheits-Haustürschloss bis zum Glasbruch-Sensor – nahezu unsichtbar in die Fassade ein. Versierten Kriminellen fallen sie dennoch in die Augen – und das ist gut so, denn Einbruchschutz wirkt per se abschreckend.
Eingangsüberwachung
Obwohl von Seiten der Polizei die Grundregel „Mechanik geht vor Elektronik“ gilt, gibt es eine Vielfalt an wirksamen digitalen Tools, um Einbrecher fernzuhalten. Hierzu zählt ganz sicher eine gute Außenbeleuchtung, die durch Bewegungsmelder gesteuert werden sollte. Helligkeit in der dunklen Jahreszeit – das alleine vereitelt meist schon jeden Versuch, sich an Fenstern oder Türen zu schaffen zu machen. Auch Überwachungskameras, die kontinuierlich aufzeichnen und die Bilder für eine gewisse Zeit speichern, schrecken ab. Sie sollten nicht nur die Eingangstür vorne, sondern auch Keller-, Garagen- und andere Nebeneingänge ins Visier nehmen.
Allerdings gelten strenge gesetzliche Regeln für den privaten Einsatz von Kameras. Sie dürfen ausschließlich auf das eigene Grundstück gerichtet sein – keine Nachbarflächen aufnehmen und auch keine öffentlichen Räume wie Straßen oder Gehwege. Außerdem muss ein gut sichtbar angebrachtes Hinweisschild auf die Überwachung hinweisen.
Kameras als Einbruchschutz
Im Haus installierte Überwachungskameras kommen erst dann zum Einsatz, wenn ein Einbruch schon im Gang ist. Mit Alarm verbunden, kann sie den Eindringling zumindest noch stören und in die Flucht schlagen, sowie möglicherweise mit ihren Aufzeichnungen Beweise sichern. Mit Internetverbindung kann man per Innenkamera auch einfach übers Smartphone das Zuhause kontrollieren. Wie im Außenbereich gelten auch für die Videoüberwachung von Innenräumen rechtliche Grenzen: Babysitter oder Putzhilfe beispielsweise dürfen Sie nur mit deren Zustimmung filmen.
Grundsätzlich sind Kameras effektiver als jene Videosysteme, die nur dann aktiviert werden, wenn die Türklingel betätigt wird. Auch das schützt, allerdings eher vor unliebsamem Besuch als vor Einbrechern, die kaum je an der Vordertür klingeln. Passend dazu und seit Jahren immer beliebter sind schlüssellose Systeme, die den Zugang zu den eigenen vier Wänden per App, Keypad oder auch Fingerabdruck möglich machen. Sie stellen meist höhere Anforderungen an Einbrecher als rein meachanische Schlösser.
Eingangsbereich Haustür
Zur Grundausstattung des sicheren Hauses gehört zudem eine einbruchhemmende Haustür. Was das bedeutet, regelt die europaweite Norm DIN EN 1627. In Abhängigkeit der jeweils eingesetzten Werkzeuge und des benötigten Zeitaufwands, um die Tür aufzubrechen, definiert sie sechs Widerstandsklassen (RC 1 bis RC 6). Für Privathäuser sind Türen der Widerstandsklassen RC 2 oder RC 3 zu empfehlen. Die Erfahrung zeigt: Gelegenheitstäter, die mit relativ einfachen Werkzeugen unterwegs sind, geben einen Aufbruchversuch in der Regel auf, wenn sie nach wenigen Minuten nicht erfolgreich sind.
Mehr Sicherheit als eine einfache Türsprechanlage bietet eine Türkommunikation mit Videostation, die über ein Display drinnen anzeigt, wer draußen vor der Tür steht, Bilder aufnimmt und speichert. Per Smartphone-App lässt sich auch bei Abwesenheit, zum Beispiel im Urlaub, mit Besuchern an der heimischen Haustür kommunizieren – und ungebetener Besuch abweisen. Die Türkommunikation kann auch in ein Smarthome-System eingebunden werden.
Garage und Nebeneingänge
Ebenso wichtig wie die Haustür: Garagentor, Keller- oder sonstige Nebeneingänge sollten beim Sicherheitskonzept des Hauses, dem Einbruchschutz nicht vergessen werden. Letztere befinden sich oft an sichtgeschützten Stellen und sind dann sogar stärker gefährdet als die Haupteingangstür.
Für Garagentore gibt es eine eigene Norm für Einbruchhemmung (DIN/TS 18194), analog zur DIN EN 1627 mit sechs Widerstandsklassen RC 1 bis RC 6. Empfohlen wird mindestens RC 2. Wenn es neben dem Tor noch eine Tür als zweiten Eingang zur Garage gibt, gelten hier, wie für alle weiteren Nebentüren, die gleichen Ansprüche wie an die Haustür. Auch die Verbindungstür zwischen Garage und Haus darf nicht vergessen werden. Sie sollte sowohl dem Brandschutz als auch der Einbruchhemmung genügen. Ein Garagen- oder Kellerfenster kann man einfach mit einem Gitter schützen.
Alarmanlagen & Bewegungsmelder
Auch eine Alarmanlage hat hohe abschreckende Wirkung, insbesondere, wenn sie durch Lärm und Licht die Nachbarschaft aufschreckt.
Zusätzlich sind diese Systeme mit einem sogenannten „Stillen Alarm“ ausgestattet, der – unhörbar für den Einbrecher – ein Warnsignal ans Smartphone des Eigentümers schickt, oder, wenn gewünscht, die Einsatzkräfte eines Wachdienstes beziehungsweise das nächstgelegene Polizeirevier alarmiert. Alarmanlagen sind mit Kontaktsensoren an Fenstern und Türen verbunden, zusätzlich registrieren Bewegungsmelder an und im Haus ungewünschte Besucher. Von Alarm-Attrappen am Haus – seien es Sirenen oder Kameras – rät die Kriminalpolizei übrigens ab: Einbrecher erkennen sie leicht und fühlen sich in ihren Plänen eher ermutigt.
Einbruchsichere Fenster & Türen
Eine Kamera mag abschrecken, aber wenn dennoch Einbrecher bei ihnen einsteigen wollen, können einbruchhemmende Haustüren, Fenster und Terrassentüren direkt dazu führen, dass sie von ihrem Vorhaben ablassen. Auch elektrische Rollläden bieten wirksamen passiven Schutz aller Glasflächen rund ums Haus. Sinnvoll ist die Ergänzung mit elektronischen Sensoren, die beispielsweise erkennen, wenn jemand versucht, ein Fenster zu öffnen oder sich ihm auf einen bestimmten Abstand nähert. Ein visuelles oder akustisches Warnsignal kann dann abschreckend wirken. Andere Sensoren überwachen, ob Fenster bei Abwesenheit geöffnet oder gekippt sind und benachrichtigen die Hausbesitzer per Smartphone.
Josef Moosreiner, beim Bayerischen Landeskriminalamt im Sachgebiet „Technische Prävention“ tätig, erklärt: „Wenn Türen und Fenster widerstandsfähige Beschläge haben, dann knackt beim Versuch, diese zu überwinden, auch schon mal was und es entsteht eine gewisse Lärmkulisse – der Einbrecher muss damit rechnen, dass ihn jemand hört.“ Empfohlen werden von Moosreiner deswegen zertifizierte einbruchhemmende Türen und Fenster nach DIN-EN 1627 mit mindestens RC2 (RC steht hier für Resistance Class, zu deutsch Widerstandsklasse). Hausbauer und -sanierer sind also gut beraten, ihr Eigenheim von Anfang an entsprechend auszustatten. Die Widerstandsklasse RC2 setzt Angriffen so viel Widerstand entgegen, dass ein Einbrecher mindestens drei Minuten benötigt, um eine Tür oder ein Fenster zu überwinden – für Kriminelle deutlich zu lang. Wem das dennoch zu unsicher ist: Die RC-Klassen lassen sich steigern bis zur Stufe 6, damit schützen sich in der Regel Juweliere.
Sicherheit dank intelligenter Haustechnik
Dass Alarmanlagen heute häufiger als früher auch in Privathäusern anzutreffen sind, hat mit der zunehmenden Verbreitung von intelligenter Haustechnik zu tun. So lassen sich Alarmfunktionen relativ einfach in Smarthome-Systeme integrieren, denn diese verfügen über eine zentrale Steuerung und sind über Kabel oder Funk vernetzt. Sensoren kommen im Smarthome auch für andere Zwecke zum Einsatz. Tür- und Fensterkontakte beispielsweise melden zum Lüften geöffnete Fenster, damit die Heizung automatisch herunterfährt. Bei angeschlossener Alarmanlage dienen sie dann auch der Einbruchmeldung und abschreckend als Einbruchschutz.
Schutz vor weiteren Gefahren
Nicht nur Einbruch, sondern auch Brand oder Wasser können dem Haus und seinen Bewohnern gefährlich werden. Rauchwarnmelder sind mittlerweile in allen Bundesländern Pflicht. Wasserschäden hingegen, ausgelöst etwa durch Rohrbruch, defekte Leitungen oder Lecks, werden oft unterschätzt. Viele davon ließen sich durch ein Wassermeldesystem verhindern, das mit Sensoren im Badezimmer, Küche oder Hauswirtschaftsraum Wasseransammlungen auf dem Fußboden erfasst und gegebenenfalls eine Warnmeldung abgibt. Brand- und Wassermeldefunktionen können auch in eine Alarmanlage integriert werden, die damit zur Gefahrenwarnanlage erweitert wird, und die wiederum auch Teil eines Smarthome-Systems sein kann.
Viele weitere Informationen zu Haus und Bau finden Sie in mein schönes zuhause°°°.