Schöner Planen
Fliesen auswählen, Bodenbeläge festlegen, Türen bestimmen. Bei der Bemusterung müssen Bauherren viele Entscheidungen treffen, die ein stimmiges Ganzes ergeben sollen. Digitale Hilfsmittel schließlich erleichtern den Interessenten die Qual der Wahl.
Von außen betrachtet sieht die Szene ziemlich komisch aus: Da steht ein Mann mit einer Art verkabelter Taucherbrille mitten im Raum. Er stochert einerseits mit den Armen in der Luft herum. Andererseits dreht er den Kopf in alle Richtungen. Mal zieht er unwirsche Grimassen. Dann wieder heben sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln.
Für den fuchtelnden Herrn selbst bietet sich ein komplett anderes Bild. Er sieht sein Haus in der prallen Sonne stehen. Vor den Fenstern bewegen sich wie von Geisterhand Markisen auf und ab. Die steuert er mit den Fingern auf einer Navigationsfläche, die neben dem Haus über dem Rasen schwebt. Seine Stocherbewegungen sind tatsächlich Wisch- und Tipp-Befehle, mit denen er verschiedene Stoffmuster und Farben auswählt. Er wechselt von rot zu gelb zu gestreift, prüft mit einem Blick nach links die Wirkung am Wintergarten und betrachtet mit einem Blick nach oben, wie die Kipp-Markisen an der Dachgaube ausfahren. Und er lächelt. Aber das wiederum sehen nur die Umstehenden.
Videos, Apps, Virtual-Reality-Brillen und virtuelle Hausbegehungen
Die Digitalisierung erfasst mit Macht auch die Hausbau-Branche. Im oberpfälzischen Bodenwöhr bietet FischerHaus bereits ein 3D-Kino für die Küchenplanung. In Bad Fallingbostel können Bauherren bei Viebrockhaus ihr Bad digital am Monitor einrichten. In Netzen bei Berlin verlegt der Anbieter Bauunion virtuelle Bodenbeläge und berechnet auch gleich die jeweiligen Kosten. Videos, mobile Apps und VR-Brillen ergänzen das schnell wachsende Angebot.
Virtuelle Hausbegehungen in 3D
Am weitesten fortgeschritten sind die virtuellen Hausrundgänge. Dabei wählen Bauinteressenten auf der Website des Herstellers eines der Musterhäuser aus und „schweben“ per Klick durch die einzelnen Räume.
Wer am Anfang der Planungen steht, kann sich auch an einem „Hauskonfigurator“ versuchen. Man macht Angaben zu Stil, Wohnfläche oder Kostenrahmen des geplanten Hauses und erhält dann einen passenden Hausvorschlag.
Einen entscheidenden Schritt weiter, hin zur digitalen Planung im eigenen Wohnzimmer, macht die Firma FischerHaus: Sie stellt ihren Kunden eine App zur Verfügung, mit der man in Ruhe Einrichtungsideen sammeln kann
Auch beim Bemusterungstermin selbst kommen immer mehr digitale Instrumente zum Einsatz. Einer der Pioniere ist das Lehner-Haus-Forum in Bad Waldsee. Hier können Bauherren die Coll-Cam-Box testen: Einfach den Bodenbelag oder die Fliese Ihrer Wahl in die Box legen, Knopf drücken, schon erscheint das Material fertig verlegt am Boden und an den Wänden des Showrooms.
Ein umfassendes Digitalisierungskonzept in Sachen Bemusterung bietet der Massivhaushersteller Viebrockhaus in seiner neuen Bemusterungshalle. Fliesen, Bodenbeläge, Sanitäreinrichtungen, Türen und anderes mehr sind hier zunächst ganz real ausgestellt. Ergänzend hängen überall Bildschirme auf denen Bauherren in unterschiedlichen „Stilwelten“ eine digitale Auswahl treffen und diese zu Produkt-Kombinationen zusammenstellen können.
Digitale Technik kann Bauherren bei der Hausplanung und Bemusterung enorm unterstützen. Aber noch ersetz sie nicht die realen Eindrücke, die etwa beim Besichtigen von Musterhäusern gewonnen werden. Anfassen, fühlen, begreifen, riechen, einen Gesamteindruck gewinnen – auf dieses Erlebnis sollten Bauherren auf keinen Fall verzichten, auch wenn sie dafür mal mehrere hundert Kilometer fahren müssen. Diesen Aufwand sollte einem die größte Investition des Lebens wert sein.
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