Wasser nach Maß – Im Garten richtig gießen
Da sich mit langen Trockenperioden und Starkregen Wetterextreme häufen, ist die Bewässerung des Gartens ein sensibles Thema. Gefragt ist ein durchdachtes Konzept, das die Auswahl geeigneter Pflanzen einschließt.
Die letzten Sommer haben es deutlich gezeigt: Auch in hiesigen Gefilden ist Wasser nicht mehr in beliebiger Menge verfügbar. Niederschläge bleiben aus, der Grundwasserspiegel sinkt ab, und auch Regen und Schnee im Herbst und Winter können das über den Sommer aufgebaute Defizit nicht auffüllen. Die Natur hat längst begonnen, sich zu verändern: Ganze Wälder sterben ab, weil sie durch Wassermangel anfällig für Schädlinge geworden oder schlicht vertrocknet sind. Bachläufe verschwinden, Wiesen und Unterholz verändern ihr Gesicht.
„Ebenso werden sich auch die Gärten im Land verändern“, ist Dirk Teske überzeugt. Der Gartengestalter aus dem baden-württembergischen Eberdingen ist Mitglied der Gärtner von Eden und baut bereits heute andere Gärten als noch vor ein paar Jahren – und das nicht in erster Linie, weil sich der Geschmack der Gartenbesitzer verändert hat, sondern, „weil Gärten bei den aktuellen und zukünftig zu erwartenden klimatischen Verhältnissen anders aussehen müssen, um weiterhin vital und schön zu sein“, so der Experte.
Die gute Nachricht, die in dieser Aussage steckt: Auch in Zeiten des Klimawandels und zunehmender Wasserknappheit ist es möglich, lebendige und abwechslungsreiche Anlagen zu gestalten. „Wir achten bei unseren Planungen längst immer darauf, dass ein Garten möglichst wenig Wasser benötigt, und sensibilisieren auch die Gartenbesitzer für das Thema“, erklärt der Gartengestalter. Dazu gehört, dass er seinen Kunden beibringt, wie man am besten gießt. Sollte jeder können? Weit gefehlt!
Wie den Garten richtig gießen?
Nicht nur Dirk Teske hat beobachtet, dass die meisten Laien zwar pflichtbewusst sehr regelmäßig, aber viel zu kurz gießen. Sein Tipp: lieber seltener, dafür aber deutlich intensiver gießen. Warum? „Das ständige, aber nur flüchtige Gießen führt dazu, dass das Wasser nicht in tiefere Bodenschichten vordringen kann. Die Pflanzen bilden in der Folge keine tiefen, sondern nur noch flache Wurzeln unter der Oberfläche aus. Damit sind sie nicht mehr in der Lage, sich bei länger anhaltender Trockenheit auch einmal aus tieferen Erdschichten mit Wasser zu versorgen. Letztendlich schwächt das ständige leichte Gießen die Pflanze also“, erklärt der Experte. Lieber seltener und dafür intensiver zu gießen, gilt für alle Gartenbereiche – Staudenbeete wie Gehölze und auch den Rasen. Der bleibt allerdings auch so ein großer Wasserverbraucher im Garten. Wer Wasser sparen will, sollte also über die Größe seiner Rasenfläche nachdenken oder zumindest überlegen, ob er damit leben kann, dass der Rasen im Hochsommer eher beige als grün ist. „Rasen hat eine enorme Regenerationsfähigkeit. Regnet es nach langer Trockenheit endlich wieder, ist eine vorher vollkommen verdorrt aussehende Fläche binnen weniger Tage wieder satt grün“, beruhigt Teske.
Automatisch bewässern
Das seltenere, aber intensivere Gießen tut übrigens nicht nur den Pflanzen gut, es spart in Summe auch Wasser. Ebenso wie die Installation einer automatischen Bewässerung, vorausgesetzt allerdings, dass diese passend zum Garten konzipiert und gut eingestellt ist. Eine Lebensversicherung für die Pflanzen ist sie indes nicht. Auch wer seinen Garten automatisiert wässert, muss regelmäßig kontrollieren, ob es den Pflanzen gut geht und die Anlage gegebenenfalls nachjustieren. Wer das macht beziehungsweise von einem Gartenprofi machen lässt, wird in der Regel mit gesunden, üppig wachsenden Pflanzen belohnt – und spart neben Wasser auch noch Arbeit.
Genügsame Pflanzen
Wasser sparen lässt sich im Garten auch über die Auswahl der Pflanzen. Es gibt besonders trockenheitsverträgliche Arten und Sorten. Dazu gehören Sonnenhut und Prachtkerze, Lavendel, Katzenminze oder Steppensalbei, aber auch viele Gräser. „Damit lassen sich wunderschöne, üppige und vielfältige Beete gestalten“, schwärmt Dirk Teske. Bei Gehölzen empfiehlt er solche, die von Natur aus tief wurzeln und sich deshalb auch in langen Trockenperioden aus dem Erdreich mit Wasser versorgen können.
Regenwasser nutzen
Aber natürlich brauchen auch trockenheitsverträgliche Pflanzungen je nach Witterungsverhältnissen hin und wieder Wassergaben. Da ist es gut, wenn dies nicht aus der Leitung kommt. Größere Regenwassersammelbehälter können eine sinnvolle Alternative sein.
Bei einer größeren Gartenum- oder gar -neugestaltung prüft Dirk Teske meist, ob der Einbau einer unterirdischen Zisterne lohnt. Wichtige Faktoren sind dabei die Gartengröße und der damit zu erwartende Wasserbedarf, aber auch die Größe der Dachflächen, von denen Regenwasser in die Zisterne geleitet werden kann. Je nach Volumen kann Zisternenwasser sogar als Brauchwasser für den Haushalt genutzt werden. Manch einer speist damit sogar seinen Schwimmteich. Dafür muss das Wasser zwar gefiltert werden, um einen Nährstoffeintrag in den Teich und damit Algenwachstum zu unterbinden, aber so schafft man es, dass ein Schwimmteich ohne Wasser aus der Leitung auskommt. Ohnehin ist ein Schwimmteich – oder auch ein Naturpool – die ressourcenschonendste Bademöglichkeit im Garten. Bei beiden wird das Wasser auf natürliche Weise geklärt, ein Wasserwechsel ist nicht nötig, so lange die Technik sauber arbeitet.
Wohin mit Wasser-Fluten?
Ebenso wie Dirk Teske Gärten danach konzipiert, dass sie mit wenig Wasser auskommen, bereitet er seine Anlagen auch auf ein Zuviel an Wasser vor: „Die Entwässerung von Flächen ist heute viel wichtiger als früher“, berichtet er, „weil es viel häufiger und heftiger Starkregen gibt.“ Es ist wichtig, dass das viele Wasser schnell abfließen kann, damit es sich nicht seinen Weg in den Keller oder den Wohnbereich sucht.“ Die Ableitung in die Kanalisation ist eine Möglichkeit; die nachhaltigere, die dem Garten auch noch guttut, zielt darauf ab, dass möglichst große Niederschlagsmengen direkt vor Ort versickern können. Deshalb sollten Flächen im Gartenmöglichst offen und durchlässig, der Boden nicht zu stark verdichtet sein.
Wer seinen Garten auf ein Zuwenig an Wasser ebenso vorbereitet wie auf ein Zuviel, kann ihn auch zukünftig in vollen Zügen genießen, spart wertvolle Ressourcen – und an der einen oder anderen Stelle auch noch Arbeit. Die Technik rund ums Wasser spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Wasser aus der Versenkung
Rasensprengen ist eine Wissenschaft für sich. Der Fachhandel bietet alle Arten von Viereck- Kreis- oder Vielflächenregnern an – und wer seinen Garten erst plant, wird womöglich einen unsichtbaren Getrieberegner einbauen, der unterirdisch schlummert und erst zum Sprengen aus der Rasenfläche auftaucht.
Das muss er auch nicht jeden Tag tun – es reicht, wenn man den Rasensprenger in trockenen Zeiten zwei- bis dreimal wöchentlich einschaltet, wenn es geht am Abend. Dann aber sollte man auch nicht geizen und bis zu 15 Liter pro Quadratmeter vergießen.
Das Wasser fließt dann tief in den Boden, was den Rasen stabilisiert und robuster macht. Wer seinen Rasen dagegen täglich nur ein wenig wässert, wird einen Rasen mit sehr flachen Wurzeln erhalten. Dieser ist anfälliger gegen Wärme und Trockenzeiten und insgesamt weniger robust.
Smart Garden
Bewässerungscomputer nehmen Hobbygärtnern das regelmäßige Gießen von Rasen und Sträuchern ab. Hard- und Software gibt es im Fachhandel für 600 bis 1000 Euro.
Acht Tipps zum richtigen Gießen
- Vermeiden Sie sehr kaltes Wasser.
- Leitungswasser schadet Pflanzen nicht, es sei denn es ist extrem kalkhaltig.
- Zu häufiges Gießen schadet meist.
- Kübelpflanzen benötigen tendenziell mehr Wasser als Pflanzen im Beet.
- Bei zu viel Wasser kommt das Moos
- Vermeiden Sie einen harten Wasserstrahl.
- Wässern Sie nach dem Setzen die Pflanzen besonders gut.
- Achten Sie auf den Boden.
Gemeinsam mit Andrea Lüdemann führt Dirk Teske das Unternehmen Lebendige Gärten in Eberdingen. Sein Betrieb gehört zu den Gärtnern von Eden. Dieser Premium-Verbund von rund 50 Gartengestaltern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz hat sich auf Planung, Anlage und Pflege individueller Privatgärten spezialisiert.
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