Die samtweichen und zerbrechlich wirkenden Blüten der Orchidee faszinieren seit Jahrhunderten. So kompliziert wie ihr Ruf ist sie gar nicht. Starallüren sind ihr fremd – zumindest bei den Gattungen für Anfänger.
Wo kommt die Orchidee her?
Ursprünglich war die Orchidee in den tropischen und subtropischen Gebieten beheimatet. Doch inzwischen hat sie sich über die ganze Welt verbreitet. Zu ihrer Pflanzenfamilie gehören etwa 30.000 verschiedene Arten. In unseren Breiten haben sich vorzugsweise die sogenannten Erdorchideen angesiedelt – sie wachsen im Boden. Der Großteil der Orchideen sind jedoch epiphytische Pflanzen.
Die sitzen mit ihren Luftwurzeln hoch oben in den Astgabeln der Urwaldriesen – und sind trotzdem keine Schmarotzer, sprich: Sie beziehen keine Nährstoffe von ihren Gastgebern. Epiphyten mussten auf die Bäume flüchten, weil sie am Boden von schneller wachsen-den Pflanzen verdrängt wurden. Nur oben unterm Himmel konnten sie sich ausreichend Licht zum Wachsen sichern. Das erklärt, weshalb die meisten Orchideen helle Fensterplätze mögen.
Als Dekoration sind die Urwaldschönheiten schon seit Jahrhunderten beliebt. In ältesten Überlieferungen aus dem chinesischen Kaiserreich stehen sie in Vasen und bis heute als Zeichen für Eintracht. In den letzten Jahren hat die Orchidee auch unsere Wohnzimmer erobert. Neue Kreuzungen (Hybriden) bieten nicht nur ein vielfältiges Farben- und Formenspektrum, sondern sind auch besonders robust.
Orchideen Pflege für Anfänger
GIESSEN
Am Verkümmern vieler Pflanzen ist zu viel Wasser schuld. Im Regenwald regnet es kurz und heftig, anschließend trocknen die Pflanzen schnell ab. Deshalb freuen sich Orchideen auf der Fensterbank im Winter über einen guten Guss etwa einmal die Woche. In den heißen Sommermonaten darf es zweimal wöchentlich sein. Staunässe hingegen lässt die lebenswichtigen Wurzeln faulen. Der Gießtest: den Topf kurz anheben. Ist er ungewöhnlich leicht, dann nachschenken. Oder einen Finger in die unteren Substratschichten halten. Fühlt es sich kühl an, ist die Feuchtigkeit ausreichend.
Und wer seinen Pflanzen etwas richtig Gutes tun will, gönnt ihnen einmal wöchentlich ein Tauchbad in einem Eimer. Die Urwaldköniginnen mögen natürlich am liebsten sauberes Regenwasser. Allerdings kommen die robusten Anfängerarten auch mit abgestandenem, zimmerwarmem Leitungswasser klar.
DÜNGEN
Orchideen sind Hungerkünstler. Wird zu viel gedüngt, versalzen die Wurzeln und sterben ab. Hilfe braucht die Pflanze ohnehin nur, wenn neue Blätter oder Triebe gebildet werden, was bei den meisten zwischen Frühling und Herbst geschieht. In dieser Zeit alle zwei bis vier Wochen mit speziellem Orchideendünger versorgen.
LIEBLINGSPLATZ
Wie in den subtropischen Baumkronen darf es ein luftfeuchter und heller Platz sein, etwa im Bad. Auf direkte Sonneneinstrahlung reagieren sie empfindlich und werfen möglicherweise vorzeitig ihre Blüten ab. Lichthungrige Cattleya und Vanda könnten auch am Südfenster stehen. Vorsicht vor Zugluft: Die nehmen besonders Phalaenopsis übel und werfen entnervt ihre Blüten ab. Abendsonne mögen jedoch alle Arten.
GEFÄSSE
Am besten eignen sich durchsichtige Gefäße, sodass auch Licht an die Luftwurzeln kommt. Nur bei groß wachsenden Arten (wie Dendrobium) ist ein schwerer, standfester Tontopf besser. Wichtig sind in jedem Fall genügend Abflusslöcher im Gefäßboden.
SUBSTRAT
Da die tropischen Orchideen auf Bäumen und nicht in der Erde verwurzelt sind, sollten sie auch bei uns nicht in Blumenerde gepflanzt werden. Ihre Wurzeln würden innerhalb kurzer Zeit verfaulen. Sie brauchen ein extrem luftdurchlässiges Material. Beim Kauf wachsen die Pflanzen bereits in Mischungen aus Torf, Rinde, Kokosfasern und Styropor. Mit der Zeit verrottet das Substrat allerdings und wird weniger luftdurchlässig. Deshalb sollte die Pflanze alle zwei bis drei Jahre umgetopft werden – nicht öfter. Der beste Zeitpunkt ist der Frühling, wenn bei den meisten Orchideen neue Wurzeln entstehen.
Phalaenopsis – der Nachtfalter
Sie ist durch ihre langen Blütenphasen die wohl bekannteste und beliebteste Gattung der tropischen Orchideen. Den Ursprung ihres botanischen Namens hat sie ihren geschwungenen Blättern zu verdanken. Phalaenopsis bedeutet aus dem Griechischen übersetzt „einem Nachtfalter gleich“. Die Anzahl der gezüchteten Hybridvarianten mit unterschiedlichsten Blütenformen und Farbvariationen ist kaum noch zu zählen.
Ob schlicht elegant oder schillernd bunt, für jeden Geschmack gibt es die passende Züchtung. Die Phalaenopsis-Hybriden sind besonders robust und widerstandsfähig; sie gedeihen auch bei weniger Aufmerksamkeit. Wenig Licht, etwa an hellen Nordfenstern, akzeptieren sie klaglos – es darf nur nicht dunkel sein. Ein paar Tropfen Wasser, etwas Orchideendünger in den Wachstumsphasen und die Blütentriebe zeigen sich zwei bis drei Monate lang.
Im Interview: Hobbygärtnerin Maja Dumat
Wann wurden Sie süchtig?
Maja Dumat: Die erste Phalaenopsis-Hybride war ein Hochzeitsgeschenk und damals noch eine Zimmerpflanze von vielen. Mittlerweile sammle ich sie aus Leidenschaft.
Was fasziniert Sie so?
Maja Dumat: Die Vielfalt der farbenfrohen Blüten, die teilweise sogar angenehm duften. Es macht mir Spaß, ohne viel Aufwand gesunde und blühfreudige Pflanzen zu erhalten – was mir inzwischen sogar gut gelingt.
Welche Gattungen würden Sie Anfängern empfehlen?
Maja Dumat: Wer ohne Zuchtambitionen eine Orchidee besitzen möchte, dem empfehle ich die Phalaenopsis-Hybriden vom Discounter. Die sind in ihrer Robustheit nicht zu übertreffen.
Aber Sie kaufen woanders?
Maja Dumat: Wenn ich eine Orchidee sehe, die mir gefällt, dann kaufe ich sie, egal, wo. Generell haben Pflanzen vom Orchideenfachhändler eine wesentlich bessere Qualität. Das macht sich natürlich auch im Preis bemerkbar.
Ihre Lieblingsarten?
Maja Dumat: Auf Platz 1 stehen die Vanda-Orchideen. Sie sind anspruchsvoll und dennoch sehr dankbar bei guter Pflege. Außerdem halten die herrlichen Blütenstände mehrere Wochen. Auf Platz 2 folgen Phalaenopsis-Hybriden und Naturformen, die ich wegen ihrer einfachen Pflege und starken Blühfreude mag. Platz 3 nehmen Cymbidium, Oncidium und Dendrobium gemeinsam ein. Diese Orchideen blühen nur einmal im Jahr, sie erwarten zur Blüte bestimmte Licht- und Temperaturbedingungen.
Freud und Leid der Pflanzenliebhaberin können Sie in ihrem Blog verfolgen unter www.pflanzenblog-in.de.
Cymbidium
Besondere Merkmale: Cymbidien sind als Schnittblumen beliebt. Neben den langstieligen gibt es jedoch auch kleine Arten mit kurzen Blättern und kleinen Blüten.
Standort und Temperaturen: Hell, ohne zu starke Sonneneinstrahlung. Die Pflanzen sind lichthungrig. Im Sommer dürfen es um die 30 Grad sein, im Herbst und Winter sind 15 bis 20 Grad ideal. Wichtig ist eine Temperaturdifferenz zwischen Tag und Nacht (nachts 8 bis10 Grad), weil sie die Blütenbildung anregt.
Düngen: Im Gegensatz zu anderen Orchideen brauchen Cymbidien recht viel Dünger. Da sie keine Ruhepause haben, kann ganzjährig gedüngt werden.
Paphiopedilum – Der Frauenschuh
Standort und Temperaturen: Es gibt unzählige Ausnahmen. Faustregel: Marmorierte Arten stehen gerne hell, ohne direkte Sonneneinstrahlung und lieben es etwas wärmer. Temperaturen bis 25 Grad im Sommer und 22 Grad im Winter sind für die meisten gefleckten Arten ideal. Grünlaubige mit schmalen Blättern bevorzugen schattige Plätze und sind auch für Nordfenster geeignet. Sie mögen es generell etwas kühler – um 20 Grad im Sommer. Eine Nachtabsenkung der Temperatur um einige Grade ist wichtig für die Blütenbildung.
Giessen: Fein dosieren! Frauenschuhe werden bei Staunässe leicht von Pilzen befallen.