Gartengestaltung: In drei Schritten richtig planen!

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Das Dasein eines Gärtners erschöpft sich nicht im Rasenmähen, im Mittagsschläfchen unterm Kirschbaum und als Gastgeber für Grillpartys. Nein, ein Gärtner ist ein Gestalter. Ein Erfinder. Ein Kreativzentrum..

Seine kleine grüne Oase ist sein Beitrag zur großen Schöpfung namens Welt. Wenn alles gut geht. Profi Carola Ettwein gibt gern von ihrem reichen Wissen ab und erklärt, wie Sie zum profunden (Um-)Planer Ihres Gartens werden.

Man schlendert durch seinen Garten und wird das Gefühl nicht los, irgendetwas könnte mal wieder anders werden. Auslöser für solchen Drang zur Veränderung finden sich allenthalben: Die Familie wird größer und für die Kleinen gibt es keinen wirklich kindgerechten Platz im Garten. Die Kinder fliegen mittlerweile durch die Welt statt auf ihrer Schaukel durch die Lüfte. Sie darf seit Jahren ihrer Rosenliebhaberei frönen, nun ist er mal dran mit seinem Traum von Kois.

Was also tun mit der Fläche, die langweilig, unzeitgemäß, unzweckmäßig ist und nach neuen Inhalten verlangt? Überplanen, lautet das Zauberwort. Man denkt zunächst auf dem Papier und zeichnet die Ideen probehalber erst einmal auf, bevor man vorschnell loslegt und Schiffbruch erleidet.

Was sich dabei Stück für Stück konkretisiert, ist ein Vorhaben, das sich prozesshaft entwickelt und an dessen Ende dann ein Gartenplan steht, in dem Wünsche und Machbarkeit optimal aufeinander abgestimmt sind. Winterwochen sind der ideale Zeitpunkt, gründlich Inventur im eigenen Garten zu machen und lustvollem Gestaltungsdrang Form zu geben.

1. Die Bestandsaufnahme

Jedem Baugesuch liegen maßstäbliche Pläne bei, die das gesamte Grundstück sowie die Größe und die Lage der Gebäude aufzeigen. Der Maßstab 1:100 ist optimal zum Ausprobieren verschiedener Gestaltungsvarianten für das Grün vorm Fenster. Dabei entspricht 1 Zentimeter auf dem Plan 1 Meter in der Wirklichkeit.

Auf dieser Plangrundlage werden nun wichtige vorhandene Gartenstrukturen, die unverändert bleiben und ihren Platz behalten sollen, eingezeichnet. Zum Beispiel große Bäume, erhaltenswerte Hecken und Sträucher, möglicherweise eine vorhandene Terrasse. Große Bäume beispielsweise misst man am einfachsten von zwei Hausecken aus ein und überträgt diese langen Spannmaße mithilfe eines Zirkels auf den Plan. Im Schnittpunkt beider Maße, also beider Zirkelkreise, befindet sich der Stamm des Baumes, wie er in Wirklichkeit auch im Garten steht.

Weiterhin gehört zur Grundlagenforschung, alle wichtigen Gegebenheiten zu erfassen, zu sammeln und dann in den Bestandsplan einzutragen. Wo sitzt es sich tagsüber oder abends besonders angenehm? Wo pfeift gern ein kühler Wind durch? Wo braucht es unbedingt einen Sichtschutz, um vor Nachbars neugierigen Blicken geschützt zu sein?

Die vorgegebene Himmelsrichtung des Gartengrundstücks ist in Bezug auf die Besonnung ebenso wichtig wie ein besonders schöner Ausblick in die Landschaft, der unverstellt bleiben sollte. Oder das Gegenteil davon – eine unschöne Situation, die man kaschieren muss. Alle diese gesammelten Eindrücke und vermessenen Objekte werden auf Transparentpapier festgehalten, das über dem maßstäblichen Lageplan fixiert wird. Mit etwas Farbe, Beschriftung und einfachen Symbolen versehen, wirkt das Planwerk sofort leserlicher und plakativer.


2. Wünsche formulieren

Als Nächstes ist die gesamte Familie gefragt. Am Verfassen eines Wunschzettels sollten sich alle beteiligen, die den Garten nutzen. Oftmals hat man bereits eine Fülle von wunderbar arrangierten Bildern aus Zeitschriften im Kopf gespeichert. Bei dieser Menge an Ideen ohne Zusammenhang ist es hilfreich, sich geduldig und analytisch andere Gärten anzuschauen. Manchmal reicht für einen Geistesblitz schon der kecke Blick über den Gartenzaun. Wahre Ideenbörsen sind öffentliche Parks oder die alljährlich stattfindenden Gartenschauen. Fotografieren Sie, was Ihnen gefällt, und sammeln Sie diese Eindrücke erst einmal auf großen Papier- oder Kartonbögen. Mit der Zeit werden sich solche Impressionen zu Themenschwerpunkten formen: Wegebeläge, Lieblingspflanzen, Wunschfarben …

So entsteht nach und nach eine persönliche Liste der Favoriten. Die anfangs naturgemäß sehr lang und umfassend ist und dann auf ihre Machbarkeit hin überprüft werden muss. Ist derart viel Platz für eine Terrasse tatsächlich notwendig, benutzt man diese wirklich ganzjährig oder nur, wenn Besuch kommt? Und wäre es deshalb nicht sinnvoller, lieber noch Raum für ein paar duftige Blumenbeete auszusparen? Ist es gut, sofort einen Teich anzulegen, solange die Kinder noch so klein sind und das Wasser eine Gefahr darstellt? Oder kann man ihn nicht auch später bauen?

Setzten Sie konsequent Prioritäten und übertragen Sie Ihre endgültigen Wünsche in einen Funktionsplan. Dabei werden die einzelnen Bereiche eingegrenzt und mit bestimmten Nutzungen versehen.


3. Das Entwerfen

Als nächste Planungsschritte folgen die räumliche Gliederung und die überzeugende Anordnung der festgelegten Funktionsbereiche. Der Fachmann nennt das „Entwerfen” und verbraucht dabei mitunter ganze Rollen an Skizzenpapier, bis er mit dem Ergebnis zufrieden ist. Die einen Gartenbesitzer lieben gerade Linien und rechte Winkel, wollen, dass, wie im eigenen Leben, auch in ihrem Garten Klarheit und Strukturiertheit vorherrschen.

Die anderen können sich ihr Paradies nur mit geschwungenen Wegen und natürlichen Formen vorstellen und lehnen die Gerade vehement ab. Beide Gartenstile sind denkbar. Allerdings sollten sie mit Konsequenz umgesetzt werden, ein Stilemix ist wenig ratsam. Eine weitere Empfehlung: Die Gesamtanmutung des Gartens sollte unbedingt mit der Architektur des Hauses harmonieren.

Die Faustregeln hierzu sind wiederum einfach:

  • Gärten wirken interessanter, wenn sie nicht sofort überschaubar, sondern in einzelne Gartenzimmer unterteilt sind. Diese Räume sollten immer optisch voneinander abgetrennt sein, was sich leicht mit Heckenriegeln, Spalieren, gestaffelten Pflanzungen, Strauchgruppen, schönen halbhohen Mauern, berankten Bögen und Ähnlichem arrangieren lässt.

  • Bei einer streng geraden Linienführung die einzelnen Bereiche miteinander verzahnen. Eine bloße Aneinanderreihung wirkt schnell ausdruckslos und uninteressant.

  • Versprünge und Verschachtelungen bilden Übergänge, eine einheitliche Materialwahl bei Plätzen, Aufkantungen und Mauern schafft ein stimmiges Gesamtbild.

  • Runde Formen wirken dynamisch und natürlich, sollten aber in kleinen Gärten großzügig gewählt werden, um zu viele zerstückelte und dadurch nicht nutzbare Restflächen zu vermeiden.

  • Funktioniert immer: Eine freie Rasenfläche verengt sich an einer Stelle, eine seitliche Pflanzung verbirgt den zweiten, dahintergelegenen Gartenteil, wo eventuell nochmals ein weiterer Sitzplatz verborgen liegt. Der Betrachter wird neugierig durch den Garten schreiten und gespannt auf Entdeckungstour gehen.

Egal, welcher Stil bevorzugt wird: Um sich später Enttäuschungen oder Umpflanzen zu ersparen, werden die einzelnen, in der Theorie auf dem Plan entworfenen Bereiche im Garten mit Pflöcken und Stangen ausgesteckt, um ein Gefühl für die richtigen Proportionen und Abmessungen zu bekommen. Geschwungene Elemente können ganz leicht mit Sand oder Sägemehl ausgestreut und genauso einfach wieder verändert werden.

Grundsätzlich sollten schnurgerade Wege besser vermieden werden. Eine Ausbuchtung für eine Gartenbank oder einen Versatz um einen malerischen Baum herum verträgt dagegen jeder Garten. Ein weiterer Trick für mehr Abwechslung und Raumwirkung sind verschiedene Höhenebenen innerhalb des Areals, die untereinander bequem mit Wegen und soliden Treppen verbunden werden. Die künftige Raumwirkung eines begrenzten Gartenteiles lässt sich spielerisch mit einer Fotomontage testen.

Dazu benötigt man zunächst ein Foto des Gartenteils, der umgestaltet werden soll. Dieses Foto wird dann ausreichend vergrößert, optimal ist das Format A4. Auf über die Fotografie gelegtes Transparentpapier werden anschließend die Ideen skizziert und farblich abgesetzt. Dieser Vorher-Nachher-Effekt ist dank Digitalfotografie und schnellen großformatigen Drucks leicht und wirkungsvoll umzusetzen.

Und Sie werden staunen: erst über Ihre Kreativität, dannn über Ihren Garten. Aber irgendwann wird Sie erneut das Gefühl beschleichen: Es müsste sich mal wieder etwas ändern …

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