Wo die Seele aufblüht
Der romantische Garten ist die Königsdisziplin der Gartengestaltung. Ein Stück vom Paradies im Diesseits. Wir zeigen Ihnen zwei Romantikgärten – und wie man sie anlegt.
Schließen Sie das verwitterte Holztor hinter sich. Willkommen in der Welt der romantischen Gärten. Wo es weniger um Grünzeug geht als vielmehr um Gefühle. Hier knospen und klettern nicht nur Rosen, hier blüht die Seele auf. Hier wogen nicht nur Blüten und Düfte, hier wogt das Herz des Betrachters. Der romantische Garten entführt uns in unser Innerstes. Je härter die Zeiten, umso größer unsere Sehnsucht nach einer heilen Gegenwelt zum Alltag. Kein Wunder, dass die Landlust floriert, Baumbücher zu Bestsellern werden und Philosophen die Romantik 2.0 zum Megatrend erklären.
Internet-Nomaden, Weltbürger, Jobhopper, Berufspendler – wir alle sehnen uns nach einem Gefühl, das Heimat heißt. Es hilft nur nichts, sonntags mit dem SUV über Landstraßen zu heizen und in Dorfgasthöfen die Geheimnisse der Maultaschen-Zubereitung zu ergründen oder Bücher über vergessene Apfelsorten zu schmökern. Das Gute liegt viel näher. Und oft genügen schon 100 oder 200 Quadratmeter hinterm Haus, um diesen magischen Ort zu schaffen, an dem wir Wurzeln schlagen können. Nichts anderes ist der romantische Garten als ein solcher Ruhepol, auch wenn er auf den ersten Blick wild und ungezähmt wirkt.
Obwohl Wildwuchs und Überfülle, Anarchie und Zufall den romantischen Garten prägen, gibt es dennoch ein paar Kniffe und Regeln, die Ihren Garten zu einem märchenhaft verwunschenen Ort machen.
Die Kunst der Unschärfe
Kein Weg braucht zwei Orte geradlinig zu verbinden. Im Gegenteil! Er soll zwischen farbenfrohen Blumenrabatten mäandern und zu verborgenen Plätzen führen. Vermeiden Sie rechte Winkel und starre Symmetrien. Setzen Sie stattdessen auf runde und geschwungene Formen. Nicht nur bei der Anlage von Wegen, Plätzen und Rabatten, sondern gerne auch bei der Bepflanzung, die in der Höhe variieren darf, oder bei Hecken, die sich wunderbar in organische Form schneiden lassen.
Der Reiz des Alten
Alles benötigte Steinmaterial für Mäuerchen, Plattenbeläge und Laubengänge darf verwittert sein. Eine Patina ist hochwillkommen. Denn gebrauchtes Baumaterial wirkt viel charmanter als neuwertige Baumarktware. Alte Steine haben bereits ein Leben gelebt und können davon berichten. Verwittertes Holz an Rankebögen oder Beeteinfassungen, abblätternder Lack an einer Vogeltränke, Scharten in einem antiken Mühlstein – all diese Gebrauchsspuren im Material verleihen schon dem neu angelegten Garten eine Aura von Gewachsenheit und Würde. Von Moos überwucherte Feldsteine und altes Pflaster eignet sich besonders gut, um den Eindruck von Alter und Geschichte zu erwecken. Das genügsame Moos kann an anderen Stellen rund ums Haus gesammelt, aus Nachbars Rasen gerupft oder im Gartencenter gekauft werden und wuchert, ohne dass es besonderer Pflege bedürfte, über Stock und Stein.
Verspielte Details
Wenn nun die Grundeinteilung des Gartens mit Wegen, Plätzen und Pflanzflächen feststeht, kommen die verspielten Elemente hinzu. Der Frühstücksplatz ist hinreißend in einem Rosenpavillon untergebracht. Ein mediterraner Laubengang erfüllt auch in unseren Breitengraden den Zweck eines schattigen Umlaufes. Und in der Obstwiese findet eine bunte Hängematte ihren Platz. Ideale Deko-Objekte sind auch Statuen, Brunnen und Wasserspiele in verborgenen, lauschigen Ecken. Oder ein von Clematis, Knöterich oder wildem Wein überrankter Pavillon. Dazwischen liegen Staudenrabatten in duftigen Arrangements nach Vorbild der englischen Landschaftsgärten.
Das Spiel von Licht und Schatten
Üppige Blütenpracht ist das Ziel. Kaskaden von Rosen gehören unbedingt dazu. Wie zufällig kombiniert sollen die Farbtupfer von Wiesenblumen, Duft-Lavendel, leuchtenden Pfingstrosen, zarten Glockenblumen neben- und durcheinander wachsen. Vermeiden Sie nackte Erde zwischen den Pflanzen, das wirkt unromantisch. Und achten Sie darauf, dass Sonnenlicht von Baumkronen, Pergolen und Rankegittern gefiltert auf Ihre Blüten-Arrangements fällt. So entstehen flirrende Licht- und Schattenspiele, die dramatische Akzente setzen, wenn einzelne Blüten vor sattgrünem Hintergrund von einem verirrten Sonnenstrahl zum Leuchten gebracht werden. Zarte Pastelltöne korrespondieren mit feinen Blattstrukturen. Blau- und Violett-Töne schaffen Tiefe und Struktur, Rosa und Weiß legen einen zarten Zauber über die Beete. Und wenn der Duft von Rosen und Nelken, Gardenien und Geißblatt, Salbei und Jasmin zarte Schmetterlinge anlockt, die im Streiflicht tanzen, ist die romantische Idylle perfekt.
Märchengarten: Die Welt der Elfen
Möbel und Ausstattung dürfen etwas skurril sein. In den Ästen aufgehängte kleine Spiegel, flackernde Windlichter. Warum nicht einmal mit einem Mosaiktischchen mit grünblauen Glitzersteinchen den Garten gestalten. Oder mit einem Ziehbrunnen wie im Märchen vom Froschkönig.
Was blüht denn hier?
- Anemone
- Funkien
- Christrosen
- Dichternarzissen
- Maiglöckchen
- Farne
- Bärlauch
- Weiße Taglilien
- Geißbart
- Efeu
- Weißer Rhododendron
- Sterndolde
- Storchschnabel
- Frauenmantel
Rosengarten: Der romantische Winkel
Unbedingt sollte man an romantischen Sitzplätzen im Garten Rosen pflanzen. Dazu passen Hortensien, Pfingstrosen und hängende Blütentrauben als Inbegriffe von Garten-Romantik. Und sehr viel mehr braucht es oftmals ja gar nicht zum Glücklichsein.
Was blüht denn hier?
- Englische Rosen als wichtiges Gestaltungselement
- Ramblerrosen, die in Bäume klettern
- Kletterrosen, die an Spalierwänden wachsen
- Rosenbäumchen in ihrer ganzen Kunstfertigkeit
- Historische, robuste und duftende Rosensorten mit altmodischem Charme
- Bodendeckerrosen mit Stauden kombiniert
Ergänzendes zum Thema “Der romantische Garten” finden Sie in unserer Rubrik Garten und Grün.