Mehr Haus fürs Geld
Kluge Bauherren schrauben ihre Ansprüche bei unnötigen Luxus-Ausstattungen zurück – und können sich so einige Extras leisten.
Weil nun schon im Februar die vorgezogene Bundestagswahl ansteht, ist in nächster Zeit nicht mit weiteren Fördertöpfen zu rechnen. Allerdings kann man mit gesundem Menschenverstand und einer pragmatischen Herangehensweise auch ohne staatliche Hilfestellung jede Menge Geld beim Hausbau sparen – hier finden Sie 15 Tipps, die Ihr Budget ganz sicher entlasten.
1 AM ANFANG: Weniger kann mehr sein
Überlegen Sie gut, was wirklich notwendig ist. Braucht man einen Kamin oder einen Wintergarten? Muss jeder Raum im Erdgeschoss einen direkten Terrassenzugang haben? Nur Sie können entscheiden, was essenziell ist. Häufig ist weniger tatsächlich mehr: Weglassen bedeutet oft Gewinn, nicht Verlust.
Das zeigt sich auch außen: „Sparen mit Ecken und Kanten“ lautet das Motto. Jeder verzichtete Erker, Balkon oder Wandvorsprung spart nicht nur Baukosten, sondern auch in der späteren Instandhaltung und beim Energieverbrauch. Ein kompakter, klarer Baukörper kann schon beim Bau Tausende Euro sparen.
Der vielleicht beste Rat an alle Bauherren: Nehmen Sie sich Zeit und prüfen Sie jede Architekturvariante sorgfältig – sehen Sie mit kritischen Augen darauf, was wirklich notwendig ist. Hier können Sie am meisten für Ihr Budget erreichen!
2 GRUNDRISS: Das Prinzip Offenheit
Weniger Wände, weniger Türen – weniger Kosten. Die Gleichung ist einfach, und offene Grundrisse im Erdgeschoss sind längst Standard: meist gibt es hier nur eine Innentür, nämlich die zur Gästetoilette und vielleicht noch eine zur Speisekammer (sofern vorgesehen). Der Rest? Ein fließender Raum, der Diele, Küche, Wohn- und Essbereich miteinander verbindet.
Man wird durch das Weglassen von Wänden nicht reich – hier tausend Euro, dort achthundert. Doch viele kleine Einsparungen summieren sich und zeigen am Ende Wirkung. Auch das Design profitiert: Ein Haus, das konsequent auf das Prinzip „weniger ist mehr“ setzt, strahlt eine klare, elegante Schlichtheit aus, die kaum zu übertreffen ist.
3 TYPENHÄUSER: Vielfalt zum Sparpreis
Viele Anbieter locken mit Angebotshäusern, die in hoher Stückzahl gefertigt werden und so durchdacht sind, dass sie sich unschlagbar günstig realisieren lassen. Doch trotz klar definierter Grundrisse und Vorplanung bleibt Raum für die Ideen der Bauherren. Einige Anbieter bieten nur ein Modell, das regelmäßig wechselt, andere eine Auswahl verschiedener Varianten, von denen sich viele anpassen lassen – ob Dachform, Grundriss oder Fassade.
Meist ist es am günstigsten, ein Aktionshaus exakt wie angeboten zu nehmen. Doch Typenhäuser lassen sich oft zu überschaubaren Mehrkosten individuell gestalten und bieten in manchen Fällen sogar kostenneutrale Optionen für Fassadengestaltung, Farbwahl und Materialkombinationen.
Bei Qualität, Technik und Energieeffizienz stehen sie anderen Häusern in nichts nach. Der Preisvorteil entsteht durch die effiziente Vorplanung und Wiederholung des Bauprozesses. Schließlich macht es einen großen Unterschied, ob ein Haus einmal oder gleich dutzendfach gebaut wird.
4 WOHNFLÄCHE: Wie viel Platz braucht man wirklich?
Die durchschnittliche Mietwohnung in Deutschland kommt auf etwa 100 Quadratmeter. Ein Einfamilienhaus? Rund 145 Quadratmeter. Jahr für Jahr wächst die Fläche des typischen Hauses,während die Mietwohnung gleich groß bleibt. Da stellt sich die Frage: Warum benötigt man beim Umzug ins Eigenheim plötzlich 50 Prozent mehr Platz? Die ehrliche Antwort lautet: Es ist weniger ein „Brauchen“ als ein „Gönnen“.
Doch könnte man auch anders? Natürlich – eine Familie mit einem oder zwei Kindern kommt auch auf 100 bis 120 Quadratmetern gut zurecht. Mehr Raum ist schön, doch jeder Quadratmeter kostet zwischen 2.000 und 3.000 Euro. Damit kann sich jede Bauherrin und jeder Bauherr leicht ausrechnen, welches Sparpotenzial ein kompakteres Haus bietet.
5 INNENWÄNDE: Flexibel dank Trockenbau
Mit vier stabilen Außenwänden lassen sich viele tragende Innenwände sparen. Das gilt nicht nur für Massivhäuser, sondern vor allem für Holzfertighäuser, deren Außenwände meist allein die Last tragen. Im Inneren bieten sich kostengünstige Trockenbauwände an, die nicht nur den Geldbeutel schonen, sondern auch Flexibilität bringen: Sie lassen sich bei Bedarf schnell und unkompliziert entfernen.
Vorausschauende Bauherren planen das direkt ein und lassen den Bodenbelag unter den Trockenbauwänden durchlaufen. So kann man später etwa aus zwei Kinderzimmern einen großen Hobby- oder Fitnessraum gestalten – ganz ohne großen Aufwand.
6 GARAGE: Clever sparen mit dem Carport
Autos sind heute mit ihren verzinkten Karosserien und hochwertigen Lackierungen für Wind und Wetter gemacht, müssen also nicht trocken bleiben oder vor Kälte geschützt werden. Sicher – möglicherweise erfordert ein vor dem Haus geparktes Auto einen höheren Pflegeaufwand als ein Garagenwagen. Ganz zu schweigen vom Eiskratzen im Winter. Aber gemessen an den vier- bis fünfstelligen Kosten für eine Garage sollte dies zu verschmerzen sein. Kompromiss: der Carport, der zumindest vor Schnee schützt. Und kühlen Sparern gut und gerne 5.000 Euro einbringt.
7 AUSBAUHAUS: Selber machen und kräftig sparen
Wer im neuen Eigenheim selbst tapeziert, Fliesen legt oder weitere Arbeiten übernimmt, kann ordentlich sparen – teils mehrere Zehntausend Euro, je nach Umfang und handwerklichem Geschick. Hersteller wie Living Haus bieten für Einsteiger sogar Unterstützung an: Von Materiallieferungen direkt auf die Baustelle, über Coachings bis hin zu Tutorials für „richtiges Spachteln“ oder „Innentüren montieren“ ist alles dabei.
Praktisch: Eigenleistungen zählen als „Muskelhypothek“ und stärken das Eigenkapital, was die Bank anerkennt und oft günstigere Zinsen ermöglicht.
Bei echten „Ausbauhäusern“ übernimmt der Bauherr den gesamten Innenausbau ab Estrich, während der Hersteller nur die Hülle liefert – ein eher seltener Weg. Gefragter sind Modelle mit „Eigenleistungspaketen“: vom einfachen Tapezieren bis zum anspruchsvolleren Fliesenlegen und Sanitäreinbau.
8 DÄMMUNG: Preisvergleich zählt sich aus!
Naturmaterialien oder Kunststoff? Bei der Dämmwirkung kaum ein Unterschied, bei den Kosten schon: So zahlen Bauherren für EPS-Dämmung (Styropor) bei 200 Quadratmetern Außenwand etwa 3.400 Euro, für Steinwolle rund 5.000 Euro, und Holzfaser kann bis zu 10.000 Euro kosten. Die Dachdämmung kommt eventuell noch dazu. Mineralwolle, hergestellt aus natürlichen Zutaten, ist eine Kompromisslösung, wenn auch energieintensiv in der Produktion.
Eine Alternative im Massivbau bietet der monolithische Wandaufbau mit Hochlochsteinen, deren Hohlräume sich mit Perlit, Mineralwolle oder EPS füllen lassen. Nachteil: eine etwas dickere Außenwand.
9 FASSADE: Putz – bewährt und preiswert
Was seit Jahrtausenden funktioniert, hat seine Gründe: Putz schützt die Fassade zuverlässig und verleiht ihr Charakter. Mit Farbbeimischungen oder Anstrichen lässt sich das Haus individuell gestalten. Wer Klinker möchte, muss tiefer in die Tasche greifen – je nach Stein ab 12.000 Euro aufwärts. Holzverkleidungen sind günstiger, benötigen jedoch regelmäßige Pflege, um witterungsbeständig zu bleiben. Eine Ausnahme bildet Lärchenholz, das auch unbehandelt Jahrzehnte übersteht und mit der Zeit eine edle Patina entwickelt.
10 HAUSFORM: Der Würfel als Sparwunder
Von allen Bauformen ist der Würfel unschlagbar: Je kleiner die Außenfläche, desto besser die Energiebilanz. Und je kompakter der Baukörper, desto günstiger wird das Ganze. Kein anderes Design bietet mehr Wohnfläche pro Meter Außenwand – effizienter geht es kaum.
11 FENSTER: Clever sparen ohne Kompromisse
Kunststofffenster haben ihren schlechten Ruf längst abgelegt – sie sind heute pflegeleicht, witterungsbeständig und immer noch am günstigsten. Holzfenster kosten etwa 30 Prozent mehr, bieten dafür aber hervorragende Dämmwerte und einen natürlichen, eleganten Look.
Holz-Alu-Fenster, die etwa das Anderthalbfache kosten, punkten durch Langlebigkeit und minimalen Wartungsaufwand. Wer auf reines Aluminium setzt, erhält ein Fenster mit höchstem Qualitätsanspruch, zahlt jedoch auch etwa den Preis von zwei Kunststofffenstern.
12 ELEKTROINSTALLATION: Nicht auf Sparflamme schalten!
In der Elektroinstallation stecken bis zu 5.000 Euro Einsparpotenzial – so groß ist bei einem 250.000-Euro-Einfamilienhaus der Unterschied zwischen einer Komfort- und einer Mindestausstattung. Gemeint sind Anschlüsse und Verkabelung für Strom, Telefon und TV. Wer auch Hausautomation und Smart Home wünscht, spart bei einer Basic-Version noch mehr.
Es gibt drei Installationsstufen, von Mindest- über Standard- bis zur Komfortausstattung, die sich in der Anzahl an Steckdosen, Schaltern, Stromkreisen und Anschlüssen unterscheiden. Die Leistungsbeschreibung Ihres Baupartners sollte sich unbedingt an der RAL-Richtlinie RG 678 orientieren. Rechnen Sie dabei mit Kosten von etwa drei Prozent der Bausumme bei Stufe 1, vier Prozent bei Stufe 2 und rund fünf Prozent bei Stufe 3.
13 KÜCHE: Der Preis sollte schmecken
40.000 Euro für Herd, Spüle und Schränke sind heute keine Seltenheit – und wer sich eine Hochglanz-Inselküche gönnen möchte, kann locker auch 50.000 Euro oder mehr ausgeben. Kommt noch Hightech ins Spiel, landen schnell Oberklasse-Geräte wie Dampfgarer, Dialogöfen oder Downdraft-Dunstabzüge auf der Liste. Eine sparsame Faustregel lautet: Häufig genutzte Geräte sollten von guter Markenqualität sein – die halten länger und lassen sich einfacher reparieren, wenn es doch mal klemmt. Für den Rest genügt „einfach, aber zweckmäßig“ – so bleibt am Ende noch Spielraum für ein paar Extra-Wünsche.
14 HEIZUNG: Das Geld im Haus behalten
Im Neubau ist die Wärmepumpe längst Standard – ohne Rauch und heiße Abluft, also auch ohne Schornstein. Es sei denn, ein knisterndes Holzfeuer steht auf Ihrer Wunschliste. Ein Kaminofen oder Kamin mit Heizeinsatz bringt nicht nur Gemütlichkeit, sondern kann auch ordentlich wärmen.
Mit einem Holzofen, der eine Wassertasche besitzt, lässt sich die Wärme sogar ins Heizsystem einspeisen, was an kalten Tagen die Wärmepumpe entlastet und Strom spart. Dafür sind rund 2.500 bis 4.000 Euro für einen Schornstein nötig, oder alternativ ein Edelstahl-Außenrohr ab etwa 1.500 Euro.
15 SANITÄR: Das Budget nicht im Bad versenken
Auch im Bad geht der Trend Richtung Luxus: Wohlfühlbäder werden großzügig geplant, manchmal sogar größer als das Schlafzimmer, und edle Designarmaturen sind begehrt. Doch für ein funktionales und ansprechendes Bad müssen es keine Luxusobjekte sein. Gute Standards bei Fliesen, Keramik und Armaturen bieten ebenfalls solide Qualität – und das Einsparpotenzial ist vierstellig!
Mehr Tipps rund um den Hausbau finden Sie in jederzeit hier.