Vermögen realistisch einschätzen, Fehler vermeiden, Fördermöglichkeiten mitnehmen – so gehen Sie bei der Finanzierung Ihres Bauvorhabens systematisch vor.
Der Zeitpunkt für ein Bauvorhaben ist günstig: Noch sind die Zinsen im Keller. Das bedeutet für Sie, dass es momentan sehr günstiges Geld gibt. Optimal wäre deshalb eine Baufinanzierung in einem Rutsch – also die Durchfinanzierung ohne eine Anschlussfinanzierung. Bei einer solchen würden in zehn bis fünfzehn Jahren die Karten neu gemischt werden – vermutlich müssten Sie für diesem Fall einen höheren Zinssatz in Kauf nehmen. Doch bevor Sie gleich morgen einen Termin bei Ihrer Hausbank vereinbaren, sollten Sie sich erst einmal ganz grundsätzlich mit dem Thema befassen und einen Faktor nach dem anderen in Betracht ziehen.
Schritt eins: laufendes Einkommen
Wenn Sie nicht gerade ein Vermögen geerbt haben, kann dieser Schritt schmerzhaft sein: Eine realitätsgetreue Überprüfung Ihrer monatlichen Einkünfte und Ausgaben zeigt, wie hoch Ihre monatlichen Belastungen ausfallen und ob es dabei noch Spielraum für ein kreditfinanziertes Bauprojekt gibt. Rechnen Sie sich die Sache nicht schön und sehen Sie davon ab, Weihnachts- oder Urlaubsgeld mit einzukalkulieren. Im Gegenteil: auf der Ausgabenseite sollten Sie lieber eine großzügige Pauschale unter der Position „unvorhergesehene Ausgaben“ vorsehen.
Schritt zwei: die Lage
Egal, ob Sie bereits ein Grundstück besitzen oder nur schon wissen, in welcher Gegend Sie bauen wollen: Der Ort wird bei der Finanzierung eine gewichtige Rolle spielen, da die Bundesländer verschiedene Förderrichtlinien haben. Vielleicht haben Sie mit Ihrem Bauvorhaben Anspruch auf Landesförderung? Oder auf Zuschüsse Ihrer Kommune? Das sollten Sie unbedingt prüfen. Fragen Sie dazu in Ihrer Kommune nach – meist werden bauwillige kinderreiche Familien sogar mit einer Pauschale unterstützt oder das Bauen wird in einem neu ausgewiesenen Baugebiet gefördert.
Schritt drei: die Zusatzkosten
Was meist pauschal als „Baunebenkosten“ bezeichnet wird, sollten Sie vorab schon mal detailliert aufschlüsseln (Makler- und Notargebühren, Bauversicherungen, Hausanschlussgebühren etc.). Damit haben Sie im Blick, wie viel Geld Sie tatsächlich bis zum Einzug brauchen werden. Rechnen Sie auch gut 5.000 Euro für die Gestaltung des Gartens mit ein, damit Ihr Traumhaus am Ende nicht für Jahre in der Kiesgrube steht. Die Erfahrung zeigt, dass trotz bester Planung in der Realisierungsphase eines Bauvorhabens meist unvorhergesehene Extrawünsche auftauchen. Deshalb, und weil nicht immer alles so traumhaft läuft, sollten Sie mit Verzögerungen und Pannen rechnen und noch einmal 10 % auf die Nebenkostensumme aufschlagen.
Schritt vier: der Eigenanteil
Zusammen mit dem Preis für Grundstück und Haus haben Sie nun die Gesamtsumme, wie viel Ihr Bau Pi mal Daumen kosten wird. Wie viel davon können Sie selbst stemmen? Je größer der Eigenanteil, desto leichter erhalten Sie einen Kredit und desto besser sind auch seine Konditionen. Die meisten Banken staffeln für ihren Baukredit die anfallenden Zinsen auch nach der Beleihung. Wer nur bis zu 60 Prozent der Gesamtsumme beleiht, kommt hier besser weg.
Schritt fünf: die Fördermöglichkeiten
Es gibt die unterschiedlichsten Fördermöglichkeiten für Ihr Traumhaus. Der Ökobaukredit der Ethikbank etwa ist neben der Beleihung auch nach der Erfüllung von Kriterien des eigenen Förderkatalogs gestaffelt. Je mehr Förderkriterien Ihr Bauvorhaben erfüllt, desto geringer werden die zu zahlenden Zinsen sein. Der Blick auf die Förderkriterien der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) lohnt sich immer. Hier werden besonders energieeffiziente Bauvorhaben und die Installation von Photovoltaikanlagen unterstützt.
Letzter Schritt: Angebote vergleichen
Die gröbsten Vorüberlegungen sind getätigt und Sie haben eine ungefähre Ahnung davon, wie hoch ihre Baufinanzierung sein muss. Nun können Sie gut gerüstet mit Geldgebern sprechen. Neben Ihrer Hausbank sollten sie auf jeden Fall zwei oder drei andere Banken um Angebote bitten, um in Ruhe vergleichen zu können, bevor Sie sich entscheiden. Denn auch wenn Sie erst einmal Darlehen erhalten: Sie nehmen eine Dienstleistung in Anspruch, für die Sie noch lange Jahre bezahlen werden.
Lesen Sie den ausführlichen Bericht ab Seite 116 in der Ausgabe September/Oktober 2015 mein schönes zuhause°°°