Die ganz neue Freiheit
Kaum ein Haus wird so gekauft, wie im Katalog oder im Musterhauspark gesehen. Bauherren passen Größe, Grundrisse sowie Gestaltung ihren Wünschen an. Auf diese Weise entstehen individuelle Traumhäuser mit Persönlichkeit.
Es gibt in Deutschland mehr als zwei Dutzend Musterhausparks, dazu die Websites der Hersteller sowie deren Kundenmagazine. Dort können interessierte Bald-Baufamilien nach praktisch jeder Art von Häusern stöbern, die es auf dem Markt gibt. Von Flach- über Pult- bis Satteldach, von Bungalow bis Mehrgeschosser, vom funktionalen Familienhaus bis zur opulenten Luxusvilla – um nur einige Möglichkeiten zu nennen.
Musterhäuser dienen als Anregung für individuelle Traumhäuser
Die Entwürfe der Hersteller verstehen sich dabei als Anregung für die zukünftigen Bauherren und -frauen, sie dienen ihnen als Muster und Inspiration. Sie sind – wenn man so möchte – stein- oder holzgewordene Beispiele dafür, wie man heutzutage Traumhäuser in Deutschland bauen kann. Die Vielfalt der Möglichkeiten können Musterhäuser jedoch nicht abbilden. Hier kommt die Kreativität der künftigen Bewohner ins Spiel. Erst ihre Wünsche, Träume und Bedürfnisse und ihre individuelle Planung machen aus einem Entwurf ein Unikat.
Es mag erstaunen, aber Bauinteressierte erwerben bei den Fertighausherstellern in den seltensten Fällen Häuser getreu dem Ebay-Motto „gekauft wie gesehen“. Sie kaufen Häuser nicht von der Stange, sondern möchten ihr Haus individuell planen. Mal passt ihnen der Schnitt des Grundrisses nicht und sie ergänzen ihn um ein paar entscheidende Quadratmeter. Mal darf es an der Fassade ein Erker weniger oder mehr sein. Oder sie passen die Dachneigung an und vergrößern zudem die Fensterfront. So individuell geplant entsteht ein Eigenheim mit ganz anderem – nämlich eigenem – Charakter.
Die Flexibilität der Fertighaushersteller
Nicht selten, und auch das dokumentiert die hohe Flexibilität der Fertighaushersteller, suchen sich die zukünftigen Baufamilien aus verschiedensten Häusern die Dinge aus, die ihnen sinnvoll erscheinen und außerdem für das Leben in den eigenen vier Wänden wichtig sind. Sie wollen die Küche offen und nicht geschlossen halten oder wünschen sich im Obergeschoss beispielsweise zwei statt drei Kinderzimmer. Die Treppe verschieben sie, eine Geschossdecke entfernen sie, eine Dachterrasse bauen sie an – und gestalten sich so ihr Traumhaus.
Im Folgenden haben wir vier sehr anschauliche Beispiele dafür zusammengestellt, wie diese Freiheit in der Gestaltung zum individuellen Traum vom Eigenheim führt. So legte eine Baufamilie großen Wert auf kleinere (und deswegen in der Summe mehr) Zimmer, ein Paar verliebte sich in einen Bauhaus-Bungalow, zog ihn dann aber massiv in die Länge. Eine andere Baufamilie schuf mit vielen kleinen Änderungen ein ganz neues Wohngefühl – und fand so auch noch Platz für ein Zweitbad. Man muss sich nur trauen! Der Freiheit beim individuellen Bauen sind absolut keine Grenzen gesetzt.
Kundenhaus Baggio von Gussek Haus
Dass Wohnen und Arbeiten eine Einheit bilden, gehört zu den Grundüberzeugungen des Bauherren-Paares Andrea und Chris Voigt*. Ein konventionelles Homeoffice war ihnen nicht genug. Der Neubau der erfolgreichen Familie sollte darüber hinaus so gestaltet sein, dass man sich auch abends vor dem Zubettgehen noch kurz ein paar Notizen machen oder eine Akte durchsehen kann.
Dafür ließen sich die Bauherren das Stadthaus-Modell Ostia von Gussek mit einer Vielzahl von Änderungen und Anpassungen wie einen Maßanzug auf ihre Bedürfnisse zuschneiden.
Alle Räume neu angeordnet
Walmdach und Verblendstein-Fassade in Ockertönen verleihen dem wohlproportionierten Haus seinen mediterranen Charme, zu dem auch der neue Name Baggio perfekt passt. Die Planer veränderten jedoch vor allem den Grundriss komplett. Praktisch alle Räume haben sie neu angeordnet, sodass in jeder Etage Platz für einen zusätzlichen Arbeitsbereich entstand. Koch- und Essbereich gehen jetzt außerdem fließend ineinander über und das Erdgeschoss verfügt nun über ein Gäste-Duschbad. Dieses ließ der ursprüngliche Prospekt vermissen.
Individuelle Traumhäuser haben wenig gemein mit Original
Dadurch, dass die Treppe um 90 Grad gedreht und in die Länge gezogen wurde, entstand im Obergeschoss eine Galerie, von der nun alle Räume abgehen. Offen an das Schlafzimmer schließt sich hier ein weiteres helles Arbeitszimmer mit Lounge-Charakter an. So können beide Eltern gleichzeitig arbeiten, ohne sich gegenseitig zu stören.
Eine Ankleide und zwei großzügige Kinderzimmer komplettieren das Raumprogramm, das streng genommen mit dem Prospektentwurf Ostia kaum noch etwas zu tun hat. Bester Beleg dafür, wie beherzte Eingriffe in Grundrisse individuelle Traumhäuser entstehen lassen können.
*) Namen von der Redaktion geändert
Haus Reusch von Schwörerhaus
Die deutlichsten Unterschiede zwischen dem individuellen Traumhaus von Familie Reusch und dessen Vorlage springen dem Betrachter schon von Weitem ins Auge. Im Gegensatz zum Musterhaus Fellbach von Schwörerhaus wählten die Bauherren eine Vollverkleidung in Holz. Anstatt der ursprünglich klassisch zweigeteilten Fassade mit weißem Putz im Erdgeschoss. „Uns gefiel der Kontrast zwischen der natürlichen Holzoptik und der modernen Geradlinigkeit des Baukörpers“, erklärt Rita Reusch. Dieser Einheitlichkeit in der Gestalt ist auch der Verzicht auf den im Original sehr charmanten Balkon an der Giebelseite geschuldet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: ein Haus wie aus einem Guss.
Kleine, aber feine Veränderungen
Im Gegensatz zum Musterhaus sortierte die Baufamilie die zentralen Wände im Erdgeschoss neu. Beinahe mittig ließ man eine Wand (vom Eingang aus gesehen) quer durch das Erdgeschoss laufen. Dahinter sind Küche, Esszimmer und Wohnzimmer angeordnet, während sich links und rechts vom Eingang der Hauswirtschaftsraum, eine Garderobe, das Gäste-WC und ein großes Arbeitszimmer befinden. Im Originalentwurf waren die Räume deutlich asymmetrischer angeordnet. Auch anders als im Entwurf: Vom Hauswirtschaftsraum hat man einen direkten Zugang zur Küche, was sehr praktisch ist. Denn hier sind neben Waschmaschine und Trockner auch Kühlschränke und Vorräte untergebracht.
Es ist noch Platz für mehr Zimmer
Im Obergeschoss des gut 200 Quadratmeter großen Hauses ließ Familie Reusch das im Original hier vorgesehene Duschbad auf die andere Seite verlegen. Dadurch vergrößerte sie die beiden Kinderzimmer entsprechend. Aber die Eltern dachten auch an die Zukunft. „Im Moment teilen sich die beiden Mädchen das eine Kinderzimmer, das Baby schläft im anderen. Wenn man auf der Galerie eine Wand einzieht, könnte hier ein drittes Kinderzimmer entstehen“.
Die linke Seite des Obergeschosses stellt den Elterntrakt dar. Hier befindet sich das Schlafzimmer, das geräumige Familienbad und eine Ankleide, über die dann auch das hierher verlegte Duschbad zu erreichen ist. Das ist zwar alles einigermaßen nah am Original und doch aufgrund von guter Planung sehr individuell.
Entwurf Speth von Weberhaus
Schockverliebt – so beschreibt Kathrin Speth ihren ersten Eindruck, als sie den Bungalow im Musterhauspark „World of Living“ von Weberhaus gemeinsam mit ihrem Mann erblickte. Der klassische Bauhaus-Bungalow in seinem zeitlosen Design zog das Bauherrenpaar sofort in seinen Bann. Und auch innen entsprach das Haus verblüffend ihren Vorstellungen. Allerdings fehlte etwas.
Mehr Platz für die Töchter
Um auch den beiden Töchtern ein angemessenes Zuhause bieten zu können, schafften sie Platz für zwei Kinderzimmer. Kurzerhand verlängerten die Planer das Haus um 2,50 Meter, womit im Vergleich zum Mustergrundriss die Wohnfläche auf nun 159 Quadratmeter anwuchs.
Das ursprünglich dort geplante Gästezimmer strich das Paar ersatzlos, den Raum für die Haustechnik verlegten sie auf die andere Seite. Neben den beiden identisch großen Kinderzimmern war nun auch noch Platz für eine Ankleide und ein Duschbad für die Töchter. Die restlichen Räume des Bungalows blieben von den Größenverhältnissen einigermaßen nah am Original, lediglich der Essbereich wurde etwas kleiner.
Individuelle Traumhäuser haben charakteristische Note
Der Baufamilie war wichtig, dass sich ihr Bauhaus-Bungalow äußerlich sehr nah am Musterhaus orientiert, und das ist auch gut gelungen. Einzig die zur Gartenseite offene Terrasse stellt sich anders dar. Anstatt wie beim Muster eine weiße Terrassenüberdachung zu wählen, die sich nahtlos in die weiße Fassadengestaltung einfügt, entschieden sich Kathrin und Matthias Speth für eine dunkle Überdachung. Bauhaus-Puristen mögen sich daran stören, aber dem Haus der Speths verleiht es eine charakteristische und individuelle Note.
Kundenhaus Jurisch/Kornelius von Fingerhaus
Viele kleine Zimmer oben und Großzügigkeit unten – das war der Arbeitsauftrag der Baufamilie Jurisch/Kornelius an den Fertighaushersteller Fingerhaus. Entschieden haben sie sich dann für das Modell Vio 420, weil sich damit ihre Wünsche und Vorstellungen am besten umsetzen ließen.
Veränderungen im Grundriss sorgen für individuelle Traumhäuser
An den Größenverhältnissen hat sich gegenüber dem Planungsvorschlag nichts geändert, so verfügt das Erdgeschoss wie gehabt über knapp 88, das Obergeschoss über gut 81 Quadratmeter. In Summe kann das Ehepaar mit ihrem Sohn auf 168,82 Quadratmeter Wohnfläche zugreifen. Aber es gab dessen ungeachtet ein paar kleine Veränderungen am Grundriss. Im Erdgeschoss machten sie aus dem Gäste-WC ein mit einer Dusche ausgestattetes Badezimmer. Der Umbau ging zwar klar zu Lasten der Raumgröße des angrenzenden Gästezimmers, bietet dem Besuch aber mehr Komfort – der Familie im Übrigen auch. Sie müssen ihr Bad im Obergeschoss so mit niemanden teilen. Die Küche wurde um eine Speisekammer ergänzt – an der Stelle war ursprünglich die Tür geplant. Zusätzlich wurde die Küche mit einer Kochinsel ausgestattet, die jetzt der Blickfang in dem rund 40 Quadratmeter großen Wohn-, Ess- und Kochbereich ist.
Auf den Erker wurde verzichtet
Im Obergeschoss übernahm die Baufamilie den vorgeschlagenen Grundriss auch eins zu eins, verzichtete aber auf ein entscheidendes Detail. Das Arbeitszimmer, das sich zwischen dem elterlichen Schlafzimmer und Kinderzimmer befindet, bekam keinen Erker, sondern stattdessen in die Dachschräge ein Fenster eingesetzt. Dadurch veränderten sich nicht nur Raumgröße und Lichtverhältnisse, sondern das Haus wirkt von außen nun völlig anders als das Basis-Musterhaus. Und: alle Räume im Obergeschoss profitieren nun von optimalem Tageslicht-Einfall.
Die Dachfläche wurde umfangreich mit Photovoltaik-Modulen bestückt. Verbunden mit einer Erdwärmepumpe verfügt das Effizienzhaus 55 so über ein modernes Energiekonzept. Am Ende waren es eher kleine Veränderungen, die für Familie Jurisch/Kornelius aber den entscheidenden Unterschied ausmachten.