So paradox es klingen mag – Bohlen und Stiele werden vor dem Hausbau mit ganz viel Feuchtigkeit behandelt, damit sie völlig trocken sind. Eine besondere Behandlung, die Holz als Baustoff für Wände und Fassaden so wertvoll macht.
Holz ist ein Glücksbringer. Wer dem Schicksal auf die Sprünge helfen will, klopft bekanntlich drei Mal auf Holz. Die Redewendung hat einen realen Hintergrund: Ein heller Ton beim Klopfen belegt, dass das Holz trocken und hart ist; ein dumpfer Ton steht für nasses Holz. Kein Wunder also, dass früher Matrosen auf den Mastfuß klopften, bevor sie auf einem Schiff anheuerten. Oder dass Bergleute bis heute auf die Bohlen des Stollens klopfen, um sich das Glück unter Tage zu sichern.
Holz passt über längere Zeit seine Feuchtigkeit an die des Umgebungsklimas an. Dabei schwindet das Holz, wie der Fachmann sagt. Um es vor Fäulnis und Verformung zu bewahren und gut verarbeiten zu können, muss es also trocken sein. Eigentlich trocknet Schnittholz von selbst, denn sämtliche Schnittflächen geben Feuchtigkeit ab, bis es mit der umgebenden Luftfeuchte im Gleichgewicht steht.
Mit der natürlichen Trocknung durch Wind und Wetter kann aber die fürs Bauen gewünschte Zielfeuchte nicht erreicht werden. Die technische Trocknung überwindet diese natürlichen Grenzen: Mit viel Wärme, kontinuierlicher Ventilation der Holzstapel und kontrollierter Gleichgewichtsfeuchte kann ganzjährig und schnell die benötigte geringe Endfeuchte erreicht werden.
Heimische Hausbauer wie die Sonnleitner Holzbauwerke aus Ortenburg in Niederbayern nutzen Fichtenholz aus der Umgebung sowohl als Konstruktionsholz beim Wandaufbau als auch für die Fassadengestaltung. Lärche dagegen wird für die Außenfassade, Balkon, Terrasse sowie für Fenster und Fensterläden verwendet, wenn das Holz unbehandelt bleiben soll.
Die Lärchenbohlen kommen bei Sonnleitner zum Großteil aus Österreich, da dort noch ausreichend Lärchenwälder beforstet werden. Geerntet wird das Holz überrwiegend zwischen November und März, da wintergeschlagene Stämme saftärmer sind. Die Trocknung ist daher kürzer und schonender. Dazu werden die Holzbohlen zunächst fachmännisch gestapelt; B-Ware ist dann schon aussortiert.
Die Holzstapel werden abgedeckt und auf Eisenträgern auf rund 50 Zentimetern Höhe in Ost-West-(also Wind-)Richtung gelagert. Sie sind vor Regen und Spritzwasser geschützt. Im Durchschnitt lagern die Hölzer gut ein Jahr im Freien, bis sie weiterverarbeitet werden. Bei Sonnleitner trocknen vier computergesteuerte Anlagen die Hölzer bei Temperaturen von bis zu 70 Grad.
Dabei wird das Holz immer wieder mit Wasserdampf besprüht, damit es langsam von innen her trocknet und Rissbildungen verhindert werden. Dieser Vorgang wird als technische Trocknung bezeichnet. Schon allein durch die hohe Trocknungshitze über einen durchschnittlichen Zeitraum von sieben bis zehn Tagen werden übrigens auch mögliche Schädlinge im Holz vernichtet. Und neue dringen nicht mehr ein, da sich das Eiweiß im Holz aufgespaltet hat und ihnen dadurch die Nahrungsgrundlage fehlt.
Die technisch getrockneten Bohlen für die Wände und Konstruktionshölzer, auch Stiele genannt, werden anschließend in klimatisierten Hallen vor ungewollten Witterungseinflüssen geschützt gelagert, bis sie für den jeweiligen Verwendungszweck in den Produktionsablauf einfließen.