Interview mit Geschäftsführer Hans Volker Noller von Fertighaus WEISS über firmeneigene Energieparks und die Zukunft der Energiewende.
Sie betreiben in der Nähe von Dresden einen eigenen Windkraftpark mit Photovoltaikanlage und eine Solarstromanlage in Ihrem Werk. Was bewegt einen Fertighaus-Hersteller sich so stark in der Energiebranche zu engagieren?
Hans Volker Noller: Wir haben in unserer Firma parallel zur Entwicklung von Plusenergiehäusern immer im Auge gehabt, wie generell in der Gesellschaft eine positive Energiebilanz hergestellt werden kann. Wir wollen als modernes Unternehmen eine Vorbildfunktion ausüben. So haben wir in Görlitz den eigenen Park gebaut und versorgen inzwischen 12.000 Menschen, also rund 3.000 Haushalte mit sauberem Strom, der als „Green Energy von WEISS“ angeboten wird. Mit rund 14 Millionen KWh pro Jahr sauberem Strom entlasten wir die Umwelt erheblich. In Baden-Württemberg war die Umsetzung eines solchen Projekts vor einigen Jahren noch nicht möglich – das scheint sich aus politischen Gründen aber nun zu ändern. Wir beobachten das entsprechend interessiert.
Ist dieser Energiepark Ihr Beitrag zur aktuell diskutierten Energiewende? Glauben Sie an die dezentrale Ausrichtung des Energieversorgungssystems, was im Gegensatz zur Ausrichtung der überregionalen Versorger steht?
Hans Volker Noller: Unser Interesse ist es, vor allen Dingen unseren Kunden zu vermitteln, was es an Möglichkeiten gibt. Deshalb haben wir in unserem Werk die Gebäude mit Photovoltaiktechnik ausgestattet und sind inzwischen wirklich energieautark. Wir glauben schon, dass einer dezentralen Energieversorgung die Zukunft gehört.
Sie sind mit einer der Vorreiter der Entwicklung von Plusenergiehäusern. Aber Ihre entsprechenden Häuser nennen Sie „Sonnenenergiehäuser“.
Hans Volker Noller: Wir können aus juristischen Gründen nicht den allgemein üblichen Begriff benutzen – da gibt es markenrechtliche Probleme.
Also glauben Sie schon an eine positive Zukunft der Plusenergiehäuser?
Hans Volker Noller: Wir bewerten die Entwicklung nicht nur vom Thema an sich, sondern nehmen die Bedürfnisse und Interessen unserer Kunden auf – und beobachten natürlich ein gesteigertes Interesse am Thema Energieeffizienz bei Bauherren. Gleichzeitig wollen wir aber auch mit unserer fachmännischen Beratung dem jeweiligen Bauherrn aufzeigen, was innerhalb seines Budgets sinnvoll ist und welche Dinge eine Option für die Zukunft darstellen.
Eine Solarstromanlage wollen doch sicher alle und dazu eine Wärmepumpe?
Hans Volker Noller: Wie gesagt unsere Berater erörtern genau, wie Energiebilanz und Kostensicherheit harmonieren können. Wir können ja eine allumfassende, energieeffiziente Technologie anbieten – mit KNX-Systemen als Haussteuerung, wo Kameras das Garagentor überwachen oder z. B. per Smartphone Signale vom Rauchmelder empfangen werden. Bis zu zehn Prozent unserer Kunden wollen so eine Rundumlösung.
Sie sind ja ein Spezialist von Wärmepumpentechnologie. Steht die auch auf der Wunschliste der Kunden?
Hans Volker Noller: 70 bis 80 Prozent der Kunden wählen eine Luft-/Wasserwärmepumpe und ein Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung. Neben der Heizung sind hochgedämmte Fenster und natürlich die optimale Dämmung entscheidend für die Energieeffizienz.
Der Kunde muss ja die Plusenergie-Vorteile auch vermittelt bekommen. Wie sieht Ihr Konzept dazu aus?
Hans Volker Noller: Wir haben quasi ein „Vorzeigehaus“ in Mannheim. Mit dem Future können wir wirklich jederzeit dokumentieren, wie die Technologien funktionieren und welche Werte erzielt werden. Jeder Berater von Fertighaus WEISS kann sich per Smartphone von überall in die Dokumentation einwählen und dann die aktuellen Ergebnisse des laufenden Projekts dokumentieren. Damit kann jede einzelne Steckdose aus Mannheim vorgeführt werden. Per Computersimulation präsentiert dann der Berater z. B. wie eine Wärmepumpe in der gewünschten Technologie funktioniert.
Das ist ja weit mehr als Imagepflege, sondern Verkaufsförderung auf höchstem Niveau.
Hans Volker Noller: Sicherlich, deshalb planen wir auch ein weiteres Plusenergiehaus in Ulm zu installieren und werden zwei Häuser bauen, in die neueste Batteriespeicher-Technik integriert werden. Wenn die Subventionierung von Batterien funktioniert, und wir belegen können, dass Energie autark im Haus gepuffert werden kann, hat das Energieplushaus eine sehr positive Zukunft. Allerdings ist immer wesentlich: Die Energiebilanz muss parallel zur Kostensicherheit, also auch zu angemessenen Unterhaltskosten berücksichtigt werden – das ist entscheidend für die Zukunftsaussichten.
Also weiterhin Vollgas für den Bautyp Plusenergiehaus?
Hans Volker Noller: Sie müssen das wie beim Autobau sehen: Es geht nicht nur um die optimale Karosserie, auch Motor und die Elektronik sind heute entscheidend für ein erfolgreiches Gefährt.