Globalisierung hin, Globalisierung her – das „klassische“ Landhaus steht auf dem Wunschzettel vieler Menschen nach wie vor ganz oben. Die Gründe sind so vielfältig wie die persönlichen Vorstellungen von Schönheit.
Doch Begriffe wie „Naturverbundenheit“ und „Tradition“, „Ungezwungenheit“ und „Gemütlichkeit“ fallen in Verbindung mit dem klassischen Landhaus fast immer, vom Verlangen nach Walmdach, Dekostoffen in Blümchen-, Streifen- oder Karomustern, nach Borten, Quasten und Kommoden nicht zu reden.
Die Frage, welche wesentlichen Erkennungsmerkmale das traditionelle Landhaus auszeichnen, beantwortet Prof. Michael Bollé vom Lehrstuhl für Architekturgeschichte und Architekturtheorie der Universität der Künste Berlin (UdK) mit einem kleinen kulturhistorischen Ausflug. „Das traditionelle Landhaus, also die klassische Villa“, so der Wissenschaftler,„hat seinen Ursprung ja in der Antike und war unabdingbar mit entsprechendem Landsitz und agrarischem Hintergrund verknüpft. Unter ,Villa’ verstand man auch immer das gesamte Anwesen, nicht nur das Wohnhaus.“
Gerettet habe sich „über die Renaissance und das 18. Jahrhundert aber praktisch nur das Wohnhaus mit etwas Garten drumherum. Die perfektesten Beispiele in Deutschland sind sicher die Entwürfe von Hermann Muthesius, der das englische Landhaus für die deutschen Verhältnisse im Kaiserreich umformte, aber auch Werner March wäre hier zu nennen.“
Prof. Bollé erinnert daran, dass traditionelle Landhäuser „in der Regel mehr oder weniger imposante Dachlandschaften und anderthalb Geschosse haben. Die Grundrisse sind hierarchisiert, das aber sehr durchdacht, und mit einem Salon zum Garten hin repräsentativ erschlossen.“ Zu den weiteren oft wiederkehrenden Zutaten gehören ausladende Dachvorsprünge oder – siehe Bild oben – bis zum Boden reichende Sprossenfenster, nicht selten Tonplattenböden und schmiedeeiserne Geländer. Auch die Wahl der Ziegel orientiert sich bewusst oft am klassischen Stil. Zu guter Letzt, so Michael Bollé, seien klassische Landhäuser „natürlich reichlich teuer, weil immer Einzelentwürfe“ – jedenfalls wenn es sich um tatsächliche Klassiker handelt…
Der Fachmann macht darauf auf merksam, dass die persönliche Entscheidung für einen Baustil „natürlich stets das räumliche und städtebauliche Umfeld zu berücksichtigen hat. Das bedeutet nicht automatisch, sich dem unterzuordnen, aber es eben einzuplanen. Und selbstverständlich ein paar andere Dinge, wie die Größe der Familie und des Hundes …“ Diese Überlegungen sind allgemeingültig, etwa auch für das moderne Landhaus.
Hier finden Sie Beispiele aktueller Landhäuser in der Übersicht.