Ruhe und guten Klang genießen
So viel Aufwand für eine gute Klangqualität gab es noch nie: Damit weder Motorenvibrationen noch Signalgeräusche vorbeifahrender Schiffsriesen den Musikgenuss stören könnten, wurde der große Konzertsaal der Hamburger Elbphilharmonie auf Hunderte von riesigen Stahlfederpaketen gelagert. Weltweit einmalig ist er damit akustisch vollständig abgekoppelt vom Rest des Gebäudes. Dass dennoch nicht alle Musiker, Musikkritiker oder Besucher vom Klangerlebnis in der Elbphilharmonie restlos begeistert sind, zeigt, was für eine komplexe Herausforderung gute Akustik ist.
Das gilt, auf bescheidenerem Niveau, auch für private Wohnhäuser. Die dafür notwendigen baulichen Maßnahmen beschreibt die Bauakustik.
Schallschutz beginnt beim Grundriss – Mindestanforderungen für den Schallschutz sind in der DIN-Norm 4109 festgelegt. Vorgeschrieben sind sie allerdings nur für den Schallschutz zwischen verschiedenen Wohneinheiten, also in Doppel- Reihen- oder Mehrfamilienhäusern, oder bei Einliegerwohnungen im Einfamilienhaus. Im normalen Einfamilienhaus und innerhalb des eigenen Wohnbereichs ist der Schallschutz Privatsache und muss beim Hausbau zwischen Bauherren und Planer oder Haushersteller vereinbart werden. Ein angemessener Schallschutz für Wohnhäuser entspricht etwa der Schallschutzstufe II, die in der VDI Richtlinie 4100 beschrieben ist. Schon bei der Grundrissplanung lässt sich einiges für den Schallschutz tun: Das Kinderzimmer beispielsweise ist aus lärmtechnischer Sicht besser über der Diele oder dem Hauswirtschaftsraum als direkt über dem Wohnzimmer angebracht.
Schwachpunkt Treppe – Grundsätzlich ist guter Schallschutz in Massiv- wie in Holzbauweise möglich. Massivbaustoffe mit hoher Rohdichte, allen voran der Kalksandstein, haben allerdings den Vorteil, dass schon mit relativ schmalen Wänden sehr gute Schalldämmung erreicht werden kann. Ebenfalls gut schneiden Beton und dämmstoffgefüllte Ziegel ab; Porenbeton und andere Leichtbausteine sind weniger günstig.
Besonders kritisch für den Schallschutz sind Treppen. Um die Übertragung des Trittschalls zu minimieren, sollten sie an den Auflagepunkten und der Wandbefestigung entkoppelt werden, etwa durch weichfedernde Unterlagen und Wandanker mit Gummi.
Besser hören im Raum – Schallschutz allein garantiert allerdings noch keine gute Raumakustik. Für letztere ist entscheidend, was mit dem Schall im Raum passiert: Sprechende Personen oder Musik aus Lautsprechern erzeugen Schallschwingungen, die sich als Schallwellen im Raum ausbreiten. Sie werden an den Oberflächen im Raum reflektiert, die Schallenergie verteilt sich im Raum. Wenn die Schallquelle verstummt, dauert es einen Moment, bis es auch im Raum wieder still wird – dies ist die sogenannte Nachhallzeit. Je größer der Raum und je mehr glatte, reflektierende Oberflächen, zum Beispiel Sichtbeton oder Glas er hat, desto länger die Nachhallzeit.
Oberflächen, die den Schall absorbieren statt nur zu reflektieren, verkürzen die Nachhallzeit und verbessern vor allem die Verständlichkeit von Sprache. Günstig sind Teppichböden, Vorhänge, Sitzmöbel mit Textilbezug – Leder dagegen wirkt eher ungünstig. Für die Klangqualität von Musik spielt außerdem noch die Diffusion, das heißt, die Streuung des Schalls eine Rolle. Eine vielseitige und eher unregelmäßige Möblierung mit Ecken und Kanten wirkt sich dabei besonders günstig aus.
Ingrid Lorbach
Lesen Sie den ausführlichen Bericht in der Ausgabe Juli/August von "mein schönes zuhause°°°"