Auf diesen Boden können Sie bauen!
Wer ein passendes Grundstück gefunden hat, kann sich glücklich schätzen. Doch in der Euphorie sollte man einen kühlen Kopf bewahren. Trägt der neue Baugrund das erträumte Haus überhaupt? Und schlummern etwa Gesundheitsrisiken im Untergrund? Das sollte man gegebenenfalls klären – es bedeutet allerdings ein in der Regel über 1.000 Euro teures Gutachten.
Womöglich existiert bereits ein solches, dann sollte man es vom Verkäufer des Baugrunds anfordern. Wenn nicht, muss man es selbst in Auftrag geben. Ein Boden- oder Baugrundgutachten gibt Aufschluss über die Beschaffenheit des Baugrunds und klärt seine Bebaubarkeit. In mehreren südlichen und östlichen Bundesländern empfiehlt sich darüber hinaus eine baubiologische Grundstücksanalyse, um die Radon-Belastung unter die Lupe zu nehmen.
GUT ZU WISSEN
Radon: Gesundheitsrisiko aus dem Boden
In einigen Regionen Deutschlands birgt der Baugrund eine spezielle Gefahr. Denn dem Boden entweicht auf natürliche Weise radioaktives Radon. Das Edelgas ist ein Zerfallsprodukt von Uran und Thorium und kann durch Risse und Spalten vor allem in die Kellerräume und in geringerer Konzentration auch in untere Wohngeschosse eindrin- gen.
Wie schadet Radon der Gesundheit?
Atmet man Radon über einen längeren Zeitraum in erhöhtem Maß ein, steigt das Lungenkrebs-Risiko. Rund fünf Prozent aller Todesfälle durch Lungenkrebs in der deutschen Bevölkerung können Radon zugeschrieben werden. Damit ist das Edelgas nach dem Rauchen eine der wichtigsten Ursachen für Lungenkrebs. Das Bundesamt für Strahlenschutz hat eine Untergrenze von 300 Becquerel je Kubikmeter Innenraumluft festgelegt. Liegen die gemessenen Werte darüber, müssen lüftungstechnische oder bauliche Maßnahmen ergriffen werden, um die Radonkonzentration zu verringern.
In welchen Regionen tritt Radon verstärkt auf?
Faustregel: Je weiter südlich, desto wahrscheinlicher die Möglichkeit einer erhöhten Radonkonzentration. Konkret haben vier Bundesländer sogenannte „Radon-Vorsorgegebiete“ ausgewiesen: Sachsen-Anhalt in den Kreisen Harz und Südharz-Mansfeld, Sachsen im Erzgebirgskreis, im Vogtlandkreis, im Landkreis Mittelsachsen und im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Thüringen in 19 Gemeinden entlang des Thüringer Walds und Baden-Württemberg in 29 Gemeinden in den Kreisen Breisgau-Hochschwarzwald, Lörrach, Waldshut, Schwarzwald-Baar, Rottweil und Ortenau.
Wie kann man sich informieren?
Das Bundesamt für Strahlenschutz (www.bfs.de) bietet online Karten über die regionale Radonkonzentration in Deutschland. Die tatsächliche Belastung eines konkreten Grundstücks lässt sich daran aber nicht ablesen. Der Fertighaus-Anbieter Baufritz bietet potenziellen Kunden kostenpflichtige baubiologische Grundstücksanalysen, die auch die konkrete Radonkonzentration messen.
Was tun gegen hohe Radonkonzentration?
Bei Neubauten ist Abdichtung das Mittel der Wahl: Dabei kommt es auf die radondichte Ausführung von Bodenplatte und erdberührenden Wänden als Weiße oder Schwarze Wanne an. Vor allem ist darauf zu achten, dass Kabel und Leitungen (Wasser, Abwasser, Elektro, Erdsonden, Fernwärme, Glasfaser) zuverlässig abgedichtet sind. In Bestandsimmobilien reduzieren Ventilatoren die Radonkonzentration in der Atemluft. Eine andere Methode ist die Erzeugung eines Überdrucks etwa durch eine Belüftungsanlage.
Anhand von Proben klärt der geologische Gutachter, aus welchen Bodenarten der Baugrund besteht. Die Zusammensetzung entscheidet darüber, ob dieser ganz oder teilweise ausgetauscht werden muss, um die Tragfähigkeit des Baugrunds zu gewährleisten. Womöglich sind auch Gründungsmaßnahmen wie Stützwände erforderlich, um die spezifische Last des Hauses zu tragen. In extremer Hanglage kann zudem eine Hangsicherung notwendig sein. Auf Grundlage des Bodengutachtens kann die Notwendigkeit derartiger Maßnahmen abgeleitet beziehungsweise eingeschätzt werden.
Schutz vor Wasser
Darüber hinaus geben Bodengutachten Aufschluss über die Grundwasserverhältnisse. Dementsprechend muss womöglich die Abdichtung des Kellers angepasst werden. Das gilt auch bei aufstauendem Sickerwasser durch eine unzureichende Regenwasserversickerung. Qualitätsorientierte Kellerhersteller, wie die Unternehmen der Gütegemeinschaft Fertigkeller (GÜF), leiten die notwendigen Schlüsse aus einem fachmännisch angefertigten Bodengutachten ab. Außerdem schätzen sie im Dialog mit der Baufamilie die Wirtschaftlichkeit notwendiger Tiefbaumaßnahmen ein.
Gründliche Ausführung beim Bodengutachten
Ein seriöses Bodengutachten hat seinen Preis, der je nach Arbeitsaufwand bei etwa 1.000 bis 1.500 Euro oder auch höher liegen kann. Entsprechend gründlich sollten die Ausführungen des Gutachters sein. Mit einer tabellarischen Beurteilung allein ist es bei komplexen geologischen Sachverhalten nicht getan. Gerade Abweichungen von Standardsituationen erfordern gründliche Erläuterungen, damit Tiefbauer und Kellerhersteller geeignete Maßnahmen daraus ableiten können. Bauherren sollten bei der Auswahl ihres Gutachters auf Qualität setzen und eventuell Referenzen einholen, denn ein mangelhaftes Bodengutachten kann sie im weiteren Bauprozess teuer zu stehen kommen.
Diese Inhalte sollte ein Bodengutachten umfassen:
- präzise Beschreibungen der Geologie
- Details zu möglichen ökologischen Belastungen und zum Grundwasserstand
- Angaben zu Erdbebenzonen
- die geologische Untergrund- und Baugrundklasse
- Informationen zu Frostsicherheit und Versickerungsfähigkeit
- Vorgaben zur Bauwerksabdichtung
- Vorgaben und Ausführungen zum Erdbau, wie etwa bauliche Sicherungsmaßnahmen
- Eignung und Einbaugüte von Bodenaustauschmaterialien wie Sand oder Schotter