Ein Mantel für das Haus
Wer Dach und Fassade des Hauses dämmt, spart sofort Heizkosten und bereitet das Haus für erneuerbare Energien vor.
Mit der Energiewende hat sich die Diskussion in den letzten Jahren stark auf den Heizungswechsel konzentriert, wobei das Thema Wärmedämmung ein wenig in den Hintergrund gerückt ist. Dabei hängt beides zusammen. Eine aktuelle Studie des ifeu-Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg macht das noch einmal deutlich. Darin haben die Wissenschaftler die Effizienz von Wärmepumpen im Verhältnis zum energetischen Zustand von Häusern untersucht. Ihre klare Empfehlung: Erst dämmen, dann auf die Wärmepumpe umsteigen! Bei schlechter Wärmedämmung könnten nämlich sonst die Stromkosten für eine elektrisch betriebene Heizung aus dem Ruder laufen. „Je entschlossener der Wärmebedarf eines Gebäudes gesenkt wird, desto einfacher gelingt die Umstellung auf eine erneuerbare Beheizung“, so das Fazit der Studie.
Mit den relativ langen Übergangsfristen im neuen Heizungsgesetz haben viele Eigentümer noch eine Weile Zeit, bevor der alte Heizkessel gegen eine Wärmepumpe oder eine andere erneuerbare Alternative ausgetauscht werden muss. Umso besser, denn so bleibt genügend Zeit, das Haus für den Umstieg auf eine CO₂-freie Wärmeversorgung fit zu machen. Und weil mit dem verbesserten Wärmeschutz der Heizbedarf des Hauses sofort sinkt, lassen sich auch schon mit der bestehenden Heizung Kosten sparen.
Energieverluste finden
Dach, Fassade und gegebenenfalls auch die Kellerdecke sind die wichtigsten Bereiche für Dämmmaßnahmen. Anfangen sollte man dort, wo die Energieverluste am größten sind. Eine Energieberaterin oder ein Energieberater kann mit Hilfe einer Wärmebildkamera die Schwachstellen in der Gebäudehülle aufspüren, an denen die Wärme ungehindert nach draußen entweichen kann. Im Zuge der Beratung kann dann ein individueller Sanierungsfahrplan (iSFP) erstellt werden, für den es auch einen Bonus in der staatlichen Förderung gibt.
An dieser Stelle taucht oft die Frage auf, ob eigentlich eine Pflicht zur Wärmedämmung von Altbauten besteht. Zwar gibt es keine allgemeine Sanierungspflicht, wohl aber verpflichtende Maßnahmen in bestimmten Fällen, wie etwa dem Eigentümerwechsel. Wer ein Bestandshaus kauft oder erbt, muss nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) innerhalb von zwei Jahren das Dach beziehungsweise die oberste Geschossdecke dämmen, sofern das noch nicht geschehen ist. Außerdem müssen wasserführende Rohre gedämmt werden. Unabhängig vom Eigentümerwechsel müssen die Vorgaben des GEG beachtet werden, wenn im Zuge von Baumaßnahmen mehr als zehn Prozent eines Bauteils verändert werden. Das heißt, wer einen größeren Teil der Fassade instand setzt oder das Dach komplett neu eindeckt, muss dämmen. Nur kleinere Putzschäden auszubessern oder einzelne Dachziegel auszutauschen, begründet noch keine Dämmpflicht.
Wärmedämmung: Dach
Beginnen wir mit der Dachdämmung, die ja, wie beschrieben, in bestimmten Fällen zum Pflichtprogramm gehört. Bleibt das Dachgeschoss auf Dauer unbewohnt und unbeheizt, reicht es, die oberste Geschossdecke zu dämmen. Das ist mit Dämmplatten oder -matten, zum Beispiel aus Holz- oder Mineralfaser recht einfach und für DIY-ler auch in Eigenarbeit zu bewerkstelligen.
Soll der Dachboden begehbar sein, ist eine Abdeckung mit entsprechenden Platten erforderlich. Alternativ kommt auch ein Deckenaufbau mit Hohlräumen, in die loses Dämmmaterial eingeblasen wird, in Frage. Eine solche Lösung verstärkt den Schallschutz zum Beispiel gegen Fluglärm.
Soll ein bisher unbewohntes Dachgeschoss vielleicht später noch ausgebaut werden, ist es sinnvoll, gleich das Dach zu dämmen. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten:
Die Dachdämmung von außen, die sogenannte Aufsparrendämmung, kommt vor allem dann in Frage, wenn das Dach komplett neu eingedeckt werden soll. Dann können Dämmplatten auf die freigelegte, beziehungsweise erneuerte Dachlattung verlegt werden. Die wohl am häufigsten angewandte Dachdämmungsmethode ist die Zwischensparrendämmung. Dabei werden meist Platten oder flexible Matten, sogenannte Klemmfilze, zwischen den Sparren befestigt und zum Dachraum hin mit Holzwerkstoff- oder Gipsplatten abgedeckt. Eine Alternative sind Schüttungen mit losem Dämmmaterial in Fächer zwischen den Sparren. Alternativ oder ergänzend kann auch mit Platten unter den Sparren gedämmt werden. Zwischen- und Untersparrendämmung sind, wie das Dämmen der Geschossdecke, auch für Eigenleistung geeignet. Dachdämmstoffe in unterschiedlichen Formen gibt es aus allen gängigen Materialien wie Kunststoff, Mineralwolle oder Naturfasern wie Holz, Hanf oder Jute. Letztere, insbesondere Holzfaserprodukte, sind jedoch im Dach besonders beliebt, weil sie zusätzlich zum winterlichen Wärmeschutz auch sehr gut gegen sommerliche Hitze schützen – ein häufiges Problem bei Wohnräumen unterm Dach.
Wärmedämmung mit unterschiedlichen Methoden und Materialien
Wärmedämmung: Fassade
Für den umfassenden Wärmeschutz eines Hauses ist in der Regel eine Wärmedämmung der Fassade unverzichtbar. Sie ist oft mit einem Fensteraustausch verbunden, beziehungsweise muss mit diesem abgestimmt sein. Die Dämmwirkung der Fenster sollte nämlich nicht besser sein als die der Fassade. Sind die Fenster „wärmer“ als die Wand, setzt sich um die Fenster herum leicht Feuchtigkeit ab, was zu Schimmelbildung führt.
In den meisten Fällen wird die Fassade von außen gedämmt, oft sind ohnehin notwendige Ausbesserungsarbeiten oder ein neuer Anstrich der Anlass. Wie beim Dach gibt es für die Außenwanddämmung verschiedene Methoden und Systeme, bei denen Dämmstoffe unterschiedlicher Herkunft und Form zum Einsatz kommen:
- Wärmedämmverbundsystem (WDVS): Hier werden Dämmplatten auf das Mauerwerk geklebt oder verdübelt, die Außenseite verputzt oder verkleidet, zum Beispiel mit Klinkerriemchen oder Fassadenplatten. Der Aufbau kann mehrere Schichten beinhalten, sämtliche Komponenten inklusive Mörtel, Kleber oder Armierung als Putzuntergrund sind aufeinander abgestimmt. WDVS gibt es für verschiedene Dämmmaterialien. Besonders kostengünstig sind Systeme auf Basis von Polystyrol (Styropor). Verbreitet sind auch mineralische WDVS und zunehmend auch ökologische Varianten mit Holzfaserplatten.
- Vorgehängte hinterlüftete Fassade: Bei dieser Variante wird eine Unterkonstruktion auf der Wand und darauf die Dämmung angebracht. Ein Luftraum trennt diese Ebene von der Außenbekleidung der Fassade, die mit einer Lattung „vorgehängt“ wird. Die Hinterlüftung verhindert Feuchte- und Schimmelbildung. Die Vorhangfassade eignet sich besonders gut für eine Verkleidung mit Holz, Metall, Schiefer oder anderen Steinplatten.
- Kerndämmung: Eine Option bei zweischaligem Wandaufbau mit Hohlraum, wie er etwa bei alten Klinkerbauten zu finden ist. In die Verblendschale werden Löcher gebohrt, über die loser Dämmstoff wie Kügelchen aus Styropor oder mineralischer Perlite, oder Zelluloseflocken eingeblasen werden.
Eine ausführliche Übersicht über Dämmstoffe finden Sie hier.
Dämmputz
Eine neuere Entwicklung sind Dämmputze, die einfach wie herkömmlicher Putz auf die Fassade aufgetragen werden. Die Dämmwirkung ist jedoch nicht mit der von anderen Methoden vergleichbar. Deshalb werden sie eher ergänzend oder bei schwierig zu dämmendem Mauerwerk, zum Beispiel wegen Unebenheiten, eingesetzt.
Ist eine Außendämmung gar nicht möglich oder wegen Denkmalschutzes nicht erwünscht, kommt auch eine Dämmung der Außenwand von innen infrage, für die es ebenfalls verschiedene Methoden gibt. Der Nachteil ist, dass damit Innenraum verloren geht. Auch muss eine Innendämmung besonders sorgfältig ausgeführt werden, damit es nicht zu sogenannten Wärmebrücken und damit wiederum Schwachstellen in der Gebäudehülle kommt.
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