Klug planen
Bekomme ich in meinem Alter überhaupt noch einen Kredit für mein Bauvorhaben? Diese Frage verunsichert viele ältere Bauinteressenten hinsichtlich der Baufinanzierung im Alter trotz guter finanzieller Ausgangslage. Nicht ganz ohne Grund, denn tatsächlich waren viele Banken in vergangenen Jahren sehr restriktiv mit der Kreditvergabe an Kunden im Alter von mehr als 50 oder gar 60 Jahren. Hintergrund war die 2016 in Kraft getretene Wohnimmobilienkreditrichtlinie (WIKR) der EU. Sie hielt die Banken dazu an, die Kreditwürdigkeit von Antragstellern nicht nur hinsichtlich ihrer gegenwärtigen Situation, sondern über die gesamte Laufzeit eines Darlehens zu prüfen. Zum Teil wurde diese Richtlinie so ausgelegt, dass es ab einem bestimmten Alter gar kein Geld mehr gab, oder nur dann, wenn der Kredit vor dem 75. Lebensjahr getilgt werden konnte. Es gab sozusagen eine Altersgrenze für einen Kredit beim Hauskauf. Eine 2018 in Kraft getretene Verordnung stellte jedoch klar, dass ein Baukredit nicht zwingend innerhalb der statistischen Lebenserwartung abgezahlt sein muss. Es reicht aus, wenn die langfristige Bedienbarkeit des Darlehens gesichert ist. Seitdem gilt: Es gibt keine vorgeschriebene Altersgrenze für einen Immobilienkredit.
Vorteil Eigenkapital
Mittlerweile scheint sich die Kreditsituation für Ältere wieder entspannt zu haben. Das geht auch aus einer Untersuchung der Stiftung Warentest mit entsprechenden Test-Kreditanfragen hervor: Kein Kreditinstitut verlangte eine Tilgung bis zum Renteneintritt – wie dies in der Vergangenheit vorgekommen war. Im Gegenteil: Es gab durchaus attraktive Angebote für die Altersgruppe 50 plus. Tatsächlich hat sie auch aus Sicht der Banken einige Vorzüge aufzuweisen. Ältere verfügen meist über ein gehobenes sicheres Einkommen und insgesamt über finanzielle Stabilität und Unabhängigkeit. Auch können sie oft einen höheren Anteil an Eigenkapital aufbringen, zum Beispiel durch den Verkauf des bisher bewohnten Hauses, durch Ersparnisse oder eine Erbschaft.
Dennoch muss man damit rechnen, dass Banken bei fortgeschrittenem Alter auch weiterhin genauer hinschauen, ob die Kreditraten auch in der Zukunft noch angemessen bedient werden können. Im eigenen Interesse sollten zunächst auch die Bauherren selber einen realistischen Blick auf ihre gegenwärtige und zukünftige Situation werfen. Mit dem Renteneintritt sinkt das verfügbare Einkommen oft erheblich, während nicht selten die Gesundheitskosten ansteigen. Eine Vorabberechnung zur Entwicklung des zukünftigen Einkommens mit gesetzlicher Rente, Zusatzrenten oder -versicherungen liefert einen Überblick.
Ein hoher Eigenkapitalanteil und zusätzliche Sicherheiten wie Lebensversicherungen, Bausparverträge oder Kapitalanlagen erhöhen Ihre Chancen bei den Kreditinstituten.
Die Erben beteiligen
Sofern noch möglich, ist eine Kreditabzahlung bis zur Rente natürlich zu empfehlen. Dann bleibt die Rentenzeit finanziell entspannt. Wenn dagegen eine Tilgung bis zum Lebensende nicht mehr sicher ist, sollte zumindest die Nachfolge testamentarisch geregelt sein. Noch besser: den Kreditvertrag gleich gemeinsam mit einem jüngeren Partner, etwa Tochter oder Sohn, abschließen.
Zu bedenken ist auch, dass in den letzten anderthalb Jahren steigende Zinsen, Inflation und Energiekrise die Lage für alle Bauherren, jüngere wie ältere, nicht einfacher gemacht haben. Angst davor, allein aus Altersgründen keinen Kredit mehr zu bekommen, müssen Sie jedoch nicht haben. Es gibt daher auch keinen Grund, überstürzt ein überteuertes Kreditangebot anzunehmen. Bei der Baufinanzierung lohnt sich ein Vergleich immer.
Mehr Tipps rund um die Finanzierung Ihres Traumhauses finden Sie in unserer Rubrik Finanzen und Energie.