Fünf Experimentalhäuser von VELUX, die Energieeffizienz und Behaglichkeit perfekt miteinander verbinden und so dem ganzheitlichen Ansatz der Active House Alliance gerecht werden.
Lichtaktivhaus in Hamburg
Attraktiver Wohnraum mit nachhaltiger Energieversorgung und optimierter Klimatisierung – das funktioniert auch im Altbau. Diesen Beweis trat der deutsche Beitrag zum europaweiten Velux-Experiment Model Home 2020 zur Internationalen Bauausstellung 2013 in Hamburg an. Die gesamte benötigte Energie wird in dieser zum Plusenergiehaus umgebauten und erweiterten Doppelhaushälfte der 50er Jahre regenerativ erzeugt. Dazu ist das nach Süden ausgerichtete Pultdach des Anbaus als Kraftwerk mit Photovoltaikmodulen zur Stromerzeugung und eine Solaranlage zur Wärmegewinnung ausgelegt. Es ist ein Musterbeispiel für das Zusammenwirken von Belichtung, Energieerzeugung und Wärmeschutz.
Dreifachverglaste Dachfenster minimieren den Energiebedarf maßgeblich und besorgen die Balance zwischen Wärmedämmung und Nutzung der Sonnenstrahlung. Lichteinfall und Lüftung erfolgen motorengesteuert von Sensoren, die sich an Temperatur, CO2 und Luftfeuchtigkeit orientieren. Die Anordnung der Fenster bewirkt einen Kamineffekt für die natürliche Entlüftung nach oben. Geheizt wird mit Hilfe einer Luft-Wärmepumpe. Sie ist gekoppelt mit den Solarkollektoren und der Fußbodenheizung. Die Haustechnik versteckt sich am westlichen Ende des Anbaus gleich vor dem Carport zur Straße hin.
Sonnenlichthaus am Wienerwaldsee
CO2-neutral höchsten Wohnkomfort genießen – so lässt sich das Konzept dieses Plusenergiehauses in Pressbaum bei Wien umreißen. Auch dort wurde bewiesen, dass es unter schwierigen Bedingungen gelingen kann, klimaneutral zu bauen und Tageslicht optimal zu nutzen. Küche und Flur sowie der Essbereich umschließen im Erdgschoss einen offenen Hof, der den Wohnbereich geschützt nach außen erweitert. Der Verschattung durch einen nahen Berg begegnet das Haus mit hoch positionierten Dachfenstern schon im Erdgeschoss. Diese Skylights lassen auch letzte Lichtstrahlen noch tief in den Wohnraum, maximieren passive Solargewinne und sorgen für viermal mehr Tageslicht, als es die Bauordnung vorschreibt.
Nur ökologische Materialien kamen zum Einsatz. Das Haus aus einer vorgefertigten Holzrahmenkonstruktion ist mit Zellulose gedämmt. Fundament und Keller bestehen aus Ökobeton. Bei dessen Produktion entfällt der energieintensive Brennvorgang von Zement. Und natürlich ist das Haus PVC- und HFCKW-frei. Die Heizwärme stellt eine Erdwärmepumpe bereit. Solarkollektoren wärmen das Trinkwasser. Photovoltaikmodule liefern mehr Strom als benötigt. Während der Heizperiode sorgt die zentrale Belüftung mit Wärmerückgewinnung sensorgesteuert für Behaglichkeit; im Frühjahr schaltet sie auf motorgetriebene Fensterbelüftung um.
Home for Life bei Århus
Auch das dänische Haus besteht aus einer Holzkonstruktion. Um die Wärmeverluste auf ein Minimum zu reduzieren, sind die Wände mit 395 Millimeter Mineralwolle, das Dach mit 54 Zentimeter Steinwolle gedämmt. Auch die Bodenplatte erhielt eine 50 Zentimeter Dämmschicht. Egebnis: beste U-Werte. Dazu passen die Dachfenster, deren Konstruktion die dampf- und luftdichte Verbindung mit der Dachkonstruktion sicherstellt. Größe und Positionen der Fenster wurden durch Sonnenstellung, Jahreszeiten, Energieoptimierungsaspekte und den Ausblick in die Landschaft bestimmt. Mit 75 Quadratmetern Fläche machen sie etwa 40 Prozent der Geschossfläche aus – das ist doppelt soviel wie im Einfamilienhaus üblich.
Damit tragen sie massiv zur Deckung des Wärmebedarfs bei. 50 Prozent der Raumwärme werden durch passive Solargewinne gedeckt. Den Rest besorgt eine Luft-Wärmepumpe, die die Fußbodenheizung in den Aufenthalts- und die Heizkörper in den Schlafräumen direkt speist – und damit ohne Speicherverluste. Ein Energiemanagement achtet auf einen möglichst geringen Heizwärmeverbrauch. Die zentrale Lüftung mit Wärmerückgewinnung sorgt im Winter dafür, dass die kalte Zuluft ohne zusätzliche Energie aufgewärmt wird. Das sensorgesteuerte System versorgt die Räume nur bei Bedarf mit frischer Luft. Im Sommer löst ein motorgestütztes Fensterlüftungs- und Beschattungssytem die zentrale Belüftung ab.
Maison Air et Lumière in Verrière-le-Buisson
Der französische Beitrag zum Model-Home-2020-Experiment steht in der Nähe von Paris. Auffälligstes Merkmal ist sein Dach, dessen Form ganz von der Licht- und Energiegewinnung für das Plusenergiehaus bestimmt ist. Fenster, Solarthermie und Photovoltaik sind zu einem Energiedach verschmolzen. Zweite Besonderheit ist das modulare Hauskonzept. Seine Scheibenmodule lassen durch Änderung ihrer Art und Anzahl viele frei stehende oder Reihenhaustypen der unterschiedlichsten Größe entstehen. So passt sich das Haus an unterschiedliche geografische, klimatische und finanzielle Gegebenheiten an.
In unserem nur 130 Quadratmeter großen Beispiel gelangt man durch die Haustür im mittleren Modul in einen zweigeschossigen Eingangsraum. Nach unten geht‘s in den Wohnbereich, an den sich links der Elternschlafraum mit Duschbad anschließt. Oben erschließt eine Spielgalerie die beiden Kinderzimmer und ein Wannenbad. Licht- und energietechnisch ähnelt das Haus denen in Deutschland, Österreich und Dänemark: im Sommer dezentrale sensorgesteuerte Fensterlüftung mit Kamineffekt und Beschattung (selbst am heißesten Tag im Juli war es innen 8 Grad kühler als draußen!), im Winter zentrale Lüftung mit Wärmerückgewinnung. Heizung: Luft-Wärmepumpe.
Carbon Light Homes in Rothwell/Birmingham
Immerhin 80 Prozent der benötigten Energie für Heizung, Strom und Warmwasser erzeugt dieses Doppelhaus, der englische Beitrag zum Model-Home-2020-Experiment, selbst. 91,8 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr stehen nur noch auf der Stromrechnung. Das Haus entspricht damit der Zero-Carbon-Richtlinie der britischen Regierung in Bezug auf emissionensfreies Wohnen und sorgt so für eine entsprechende Reduzierung der CO2-Emissionen. Die restlichen 20 Prozent werden durch eine in Großbritannien übliche Kompensation ausgeglichen: Sanierungsmaßnahmen an benachbarten Bestandsbauten sorgen für die entsprechende Erhöhung ihrer Energieeffizienz.
Das Gebäudekonzept des Doppelhauses nutzt mit großer Gebäudetiefe und schmaler Straßenfront das Grundstück bestmöglich aus. Obendrein reduziert die Minimierung der Außenflächen den Energieverbrauch. Zentrum in beiden Hausteilen ist der offene Wohn- und Erschließungsbereich vom Erdgeschoss bis unter den Dachfirst. Damit ist auch dort der Kamineffekt für die natürliche Klimatisierung gesichert. Im Übergang kommt eine Zentral-lüftung mit Wärmerückgewinnung hinzu, die im Winter ganz übernimmt. Den Wärmebedarf des Hauses deckt die Solarthermie zusammen mit einer Luft-Wärmepumpe komplett.
weitere Infos unter: www.velux.de/modelhome
Lesen Sie den ausführlichen Bericht ab der Seite 64 im Magazin “Mein schönes zuhause November/Dezember 2014”